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Der Stoff aus dem Papiere sind

Rohstoffquelle Holz: vom Setzling zum Zellstoff

06.12.2013 - Holzfasern zählen zu den Siegertypen: Sie sind erneuerbar, wiederverwertbar und abbaubar. Zu Zellstoff verarbeitet dienen sie als nachhaltiger Rohstoff für die Papierproduktion. Bei der Herstellung von Zellstoff spielen daher Transparenz und ein ökologisch verantwortungsvoller Umgang eine immer größer werdende Bedeutung.

In den letzten 20 Jahren ist die weltweite Nachfrage nach Zellstoff deutlich gestiegen. Weltweit werden mittlerweile circa 165 Mio. t/a aus Holz für die Papierindustrie hergestellt. Weit mehr als ein Drittel davon produziert Nordamerika. Ausgangsprodukt sind hier vor allem Kiefern und Fichten. Der Großteil des dortigen Zellstoffs wird in integrierten Fabriken produziert, d.h., die Unternehmen verwenden den Rohstoff direkt selbst für die eigene Papierherstellung. So verkaufen Zellstoffproduzenten in den USA gerade einmal rund 15 % ihrer Produktion als Marktzellstoff an Kunden und nutzen die restlichen 85 % für den Eigenverbrauch.

Wachstumsmotor Südamerika. Ganz anders sieht es weiter südlich aus. Die Region Südamerika ist einer der wichtigsten Wachstumsmärkte für die Zellstoffindustrie und hat ihren Anteil an der weltweiten Produktion in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Hier gibt es eine Vielzahl reiner Zellstofffabriken, die ihr Produkt an den Markt verkaufen. So werden mehr als 90 % des südamerikanischen Zellstoffs exportiert, vor allem nach Europa, China und auch Nordamerika. Ein Grund für den Erfolg der Region ist ihre geografische Lage. Die Zellstoffproduktion ist stark von den örtlichen Gegebenheiten, wie Klima und Bodenbeschaffenheit, abhängig. Beides wirkt sich auf die Wahl der angepflanzten Holzart aus. Südamerika, und allen voran Brasilien, profitieren von Bedingungen, die sich sehr gut für den Anbau von Eukalyptus eignen. Dessen enorme Produktivität bescherte dem Subkontinent in den vergangenen Jahren hohe Wachstumsraten bei der Zellstoffproduktion.
Laubhölzer wie Eukalyptus liefern kurze Fasern.
Handeln transparent gemacht. Die verantwortungsbewusste Waldnutzung war lange Zeit eine rein nationale Angelegenheit. Dies änderte sich jedoch Anfang der 1990er Jahre, als Medien und Umweltorganisationen begannen, die Waldwirtschaft weltweit genauer unter die Lupe zu nehmen und kritisch zu hinterfragen. Gebiete wie der Tropenwald, Russland und Westkanada gerieten in die Schlagzeilen. Spätestens seit dieser Zeit stehen Umweltaspekte bei der Zellstoffproduktion weit oben auf der Agenda und weltweit setzen immer mehr Hersteller auf ein Höchstmaß an Transparenz. Sie investieren in die Kultivierung der Wälder als erneuerbare und nachhaltige Ressource und bemühen sich stark um den Erhalt des sensiblen ökologischen Gleichgewichts.

Einer der größten Produzenten von Marktzellstoff ist das brasilianische Unternehmen Fibria. Mit einem Waldbesitz von rund 1 Mio. Hektar – einem Gebiet fast so groß wie Hawaii – hat es sich auf den Anbau von Eukalyptus spezialisiert. Die Wichtigkeit nachhaltigen Handelns wird bei Fibria auf allen Ebenen deutlich: Es gibt definierte kurz- und langfristige Nachhaltigkeitsziele, ein Sustainability Committee, das die Geschäftsführung berät, und nicht zuletzt gibt ein ausführlicher Nachhaltigkeitsbericht jährlich Auskunft über alle Aktivitäten in diesem Bereich.
Aus Nadelholz hergestellter Zellstoff hat lange Fasern und verleiht dem Papier eine höhere Festigkeit.
Mosaik statt Monokultur. Mehr als zwei Drittel seines Waldbesitzes bewirtschaftet Fibria bewusst nicht, sondern schützt den dortigen Naturwald und damit die Artenvielfalt. Auf der restlichen Fläche werden nach neuesten Erkenntnissen und möglichst umweltschonenden Methoden Eukalyptus-Plantagen betrieben. Naturwald und Plantagen sind miteinander vermischt und bilden eine Art von Mosaik. Diese Form der Bewirtschaftung bietet einer Vielzahl von Tieren einen Lebensraum. Im Jahr 2012 hat das Unternehmen fast 70 Mio. Setzlinge gepflanzt, die nicht nur als späterer Holzlieferant einen Nutzen erfüllen, sondern auch während ihres Wachstums den Boden festigen und Kohlenstoffdioxid aus der Luft aufnehmen. So konnte Fibria 2012 eine überaus positive Bilanz ziehen: Die firmeneigenen Wälder absorbierten 3,8 Mio. t mehr an CO2, als das Unternehmen insgesamt ausstieß.

Um die Auswirkungen des eigenen Handelns zu messen und die Forstwirtschaft ständig zu verbessern, führt Fibria regelmäßig Umweltstudien durch. Zudem werden die örtliche Pflanzen- und Tierwelt, das Erdreich sowie die Wasserressourcen kontrolliert. Als Hauptindikator für die Umweltqualität der Wälder werden das Verhalten und die Anzahl der Vogelarten herangezogen. Verschiedene Analysen geben Aufschluss über die Bodenbeschaffenheit und dienen als Entscheidungsgrundlage für die Auswahl der Anbaugebiete. Der Schutz des Erdbodens, ausgewogenes Düngen und das Zurücklassen von Blättern, Zweigen und Baumrinde als Schutzschicht sind Standard in der Bearbeitung der Plantagen. In seinem eigenen Forschungszentrum arbeitet Fibria an neuen Eukalyptussorten, die die Auswirkungen der Plantagenwirtschaft auf den Boden und die Umgebung verringern und gleichzeitig den Ertrag pro Hektar steigern.

Fibrias Engagement für eine nachhaltige Forstwirtschaft wird auch von unabhängigen Dritten bestätigt. Etwa 80 % der Waldbestände tragen eine FSC- oder CERFLOR-Zertifizierung. Der 1993 entstandene Forest Stewardship Council zählt zu den wichtigsten Einrichtungen seiner Art und gibt Standards für eine verantwortungsvolle Bewirtschaftung von Wäldern vor, deren Einhaltung von unabhängigen Revisoren kontrolliert wird. CERFLOR ist ein brasilianisches Pendant.
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