Die Industrie spielt eine Schlüsselrolle auf dem Weg zur Dekarbonisierung
CO2-Emissionen sind die Hauptursache für den globalen Klimawandel. Es ist daher dringend erforderlich, die CO2-Emissionen weltweit massiv zu senken. Die Industrie spielt eine Schlüsselrolle auf dem Weg zur Dekarbonisierung. Denn nach Energie- und Landwirtschaft hinterlassen Industrieunternehmen den größten CO2-Fußabdruck in der weltweiten Wirtschaft. Trotz moderner Anlagentechniken entstehen bei der Produktion von Gütern und Maschinen rund 5,2 Prozent der globalen CO2-Emissionen und Luftschadstoffe.
Klimaziele der Politik
Die Politik hat weltweit den Druck auf Unternehmen erhöht, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern: Auf dem UN-Klimagipfel 2015 verpflichteten sich fast alle Staaten im Pariser Abkommen, die Weltwirtschaft klimaneutraler zu gestalten. Ziel ist es, die globale Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Um das zu erreichen, will die EU Europa unter anderem durch die Verringerung der CO2-Emissionen bis 2050 klimaneutral machen. Auch die USA wollen ihre Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 50 Prozent reduzieren und bis 2050 Klimaneutralität erreichen. China hat 2060 als Zielmarke für seine Klimaneutralität gesetzt.
Was bedeutet Dekarbonisierung?
Im Zusammenhang mit Klimaneutralität in Unternehmen spricht man häufig von Dekarbonisierung oder auch Entkarbonisierung. Damit wird die Umstellung der Energieprozesse in Unternehmen in Richtung eines niedrigeren Umsatzes von Kohlenstoff bezeichnet. Ziel der Dekarbonisierung ist eine Wirtschaft, die langfristig und letztendlich keinerlei CO2 mehr ausstößt.
Wann ist ein Unternehmen klimaneutral?
Klimaneutralität bedeutet, dass zwischen CO2-Emissionen und deren Aufnahme aus der Atmosphäre ein Gleichgewicht herrscht. Die Aufnahme von CO2 geschieht dabei in sogenannten „Senken“, also zum Beispiel durch das Wachstum von Bäumen und Mooren. Ein Unternehmen gilt dann als klimaneutral, wenn seine Prozesse, Produkte und Dienstleistungen das CO2 in der Atmosphäre nicht weiter erhöhen.
Der Begriff „CO2“ steht in diesem Zusammenhang für Kohlendioxid sowie weitere Treibhausgase wie Lachgas oder Methan. Letztere werden in sogenannte CO2-Äquivalente (CO2e) umgerechnet.
Doch um welche Emissionen geht es? Man unterscheidet hier drei Scopes:
- Scope 1:
Direkte Emissionen, also Treibhausgase, die im Unternehmen selbst emittiert werden, zum Beispiel durch fossile Brennstoffe (Kohle, Gas, Öl) oder den eigenen Fuhrpark. - Scope 2:
Indirekte Emissionen entstehen an anderer Stelle und werden in das Unternehmen importiert, wie Strom, Wärme, Kühlung. - Scope 3:
Weitere indirekte Emissionen sind Treibhausgase, die außerhalb der Unternehmensgrenzen und Scope 2 auftreten. Hier unterscheidet man verschiedene vor- und nachgelagerte Aspekte wie etwa Nutzung der verkauften Produkte, Dienstreisen und Transporte.


Klimaneutralität und unternehmerische Verantwortung
Die Wirtschaft hat die Notwendigkeit einer CO2-neutralen Produktion mittlerweile erkannt. Nicht nur der Klimawandel und die politischen Vorgaben zwingen Unternehmen zum Handeln. Auch Verbraucher und Mitarbeitende erwarten von Herstellern und Arbeitgebern, die Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen in ihren Unternehmen zu erhöhen. Die meisten Unternehmen haben daher Ziele formuliert, bis wann sie klimaneutral sein wollen. Entsprechend haben viele Maßnahmen zur Dekarbonisierung ergriffen. Voith hat sich dieses Ziel für 2022 gesteckt – und bereits erreicht: Seit Januar 2022 hinterlässt keiner der Voith-Standorte weltweit mehr einen CO2-Fußabdruck.
Netto- oder brutto-klimaneutral? CO2-Kompensation in Unternehmen
Auch wenn die Unternehmen ihre CO2-Emissionen massiv reduzieren, gibt es meistens noch Bereiche, in denen Emissionen entstehen. Diese sogenannten unvermeidbaren CO2-Emissionen können nicht oder nur mit erheblichem Aufwand sofort vermieden werden, da es entweder technisch oder wirtschaftlich (noch) nicht möglich ist.
Um dennoch klimaneutral zu werden, können Unternehmen ihren CO2-Ausstoß durch die Unterstützung von anerkannten Klimaschutzprojekten kompensieren und damit neutral stellen. Die Idee dahinter: Solange sich CO2-Emissionen und CO2-Bindung ausgleichen, ist die Klimaneutralität gewährleistet.
Es gibt dabei verschiedene Arten von Klimaschutzprojekten, die als Kompensation in Frage kommen und anerkannt werden. Dazu zählen zum Beispiel Gold Standard oder Verified Carbon Standard. Ziel muss es dennoch sein, CO2-Kompensationen möglichst gering zu halten, und die Klimaneutralität langfristig durch Vermeidung und Reduktion zu erreichen. Wird Klimaneutralität dadurch erreicht, dass Restemissionen durch Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden, spricht man von Netto-Klimaneutralität. Darauf bezieht sich auch das Klimaschutzziel der EU: Danach sollen die Netto-Treibhausgasemissionen in der EU bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 verringert werden. Im Vergleich dazu bedeutet Brutto-Klimaneutralität, dass zum Erreichen der Klimaneutralität ganz auf Kompensationen verzichtet wurde.
Netto-Klimaneutralität
- Wird Klimaneutralität dadurch erreicht, dass Restemissionen durch Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden, spricht man von Netto-Klimaneutralität.
Brutto-Klimaneutralität
- Im Vergleich dazu bedeutet Brutto-Klimaneutralität, dass zum Erreichen der Klimaneutralität ganz auf Kompensationen verzichtet wird.
Green Finance – Kreditinstitute belohnen Klimaschutzmaßnahmen
Klimaschutz und Nachhaltigkeit werden mittlerweile auch von Banken in ihre Bewertung von Kreditanfragen aufgenommen. Dahinter steckt der Gedanke von Green Finance: Der Begriff bedeutet, dass das Finanzsystem die Geldströme möglichst in Richtung von Investitionen lenkt, die die Umwelt schonen und das Klima schützen. Dafür stehen Banken verschiedene Instrumente zur Verfügung: Green Bonds, Green Schuldscheine, ESG-linked Schuldschein und ESG-linked Loans.
Einen ESG-linked Loan-Kredit hat Voith bereits 2019 mit der Landesbank Baden-Württemberg, LBBW, abgeschlossen. Finanzexperten nennen diese Kreditart auch „Positive Incentive Loan“ oder Sustainability-linked Loan. Seine Bedingungen sind an die Nachhaltigkeitsleistung des Unternehmens gekoppelt. Diese beurteilen unabhängige Instanzen, sogenannte Ratingagenturen, beispielsweise auf Basis des jährlichen Nachhaltigkeitsberichts. Dabei bewerten sie den Unternehmenswert für Aktionäre und Gesellschaft und machen diesen transparent.
Für den Voith-Konzern ist das ISS Ecological Social Governance (ESG)-Rating der wichtigste Indikator für die Wirksamkeit seiner Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Die Rating-Agentur zeichnet die besten 20 Prozent der Unternehmen einer Branche mit dem Prime-Status aus. 2021 wurde Voith von der Agentur erstmals mit B- ausgezeichnet und gehört damit zu den besten Unternehmen in der Branche Anlagen- und Maschinenbau weltweit. Dieses Ergebnis wurde 2022 bestätigt.
Ein Beispiel dafür, dass Investitionen in Umwelt- und Klimaschutz auch handfeste finanzielle Anreize haben.
Voith als Beispiel für ein klimaneutrales Unternehmen
Voith arbeitet seit Januar 2022 an allen Standorten weltweit netto-klimaneutral. Neutral bezieht sich hier auf alle CO2-Emissionen, die direkt und indirekt im Unternehmen entstehen, also unter Scope 1 und Scope 2 fallen. In den letzten fünf Jahren konnte Voith die CO2-Emissionen aller Standorte um mehr als die Hälfte reduzieren, nämlich von 178.000 Tonnen im Geschäftsjahr 2016/17 auf 86.000 Tonnen im Geschäftsjahr 2021/22.
Seit dem Geschäftsjahr 2011/12 konnte Voith den eigenen Energieverbrauch um fast ein Drittel reduzieren. Das entspricht dem jährlichen Bedarf einer Stadt mit 32.500 Haushalten. Um dies zu erreichen, werden beispielsweise LED-Beleuchtungen eingesetzt, Gebäude energetisch saniert oder die Abwärme der Fertigungsprozesse genutzt. Diese Einsparung soll weiter ausgebaut werden mit dem Ziel, den Energieverbrauch künftig pro Jahr mindestens um 2,5 Prozent zu reduzieren.
Aktuell gewinnen die Voith-Standorte jährlich mit eigener Stromerzeugung aus Solar- und Wasserkraft etwa 7,6 Gigawattstunden. Bis zum Geschäftsjahr 2026/27 ist der Ausbau der Eigenstromerzeugung auf 16 Gigawattstunden pro Jahr geplant, also auf fast den dreifachen Wert.
Zu Beginn des Geschäftsjahres 2021/22 ist es gelungen, den Anteil von erneuerbaren Energien am Voith weiten Strom-Mix fast zu verdoppeln, nämlich von 44 Prozent im Vorjahr auf 80 Prozent. Dieser Anteil soll in den kommenden Jahren auf 100 Prozent ausgebaut werden.
Unvermeidbare CO2-Emissionen werden mit Kompensationsmaßnahmen freiwillig ausgeglichen. Dabei erwirbt Voith nur Zertifikate, die anerkannten internationalen Standards entsprechen.
Für die Zukunft wird Voith seine CO2-Emissionen und damit seine Kompensationsmaßnahmen auf ein Minimum reduzieren. Ende 2049/50 sollen sie dann um 90 Prozent verringert sein. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, arbeitet Voith an neuen technischen und wirtschaftlichen Lösungen.
Klimakompetenz von Voith hilft Kunden
Als Anbieter von Technologien für wichtige Industriebranchen unterstützt Voith auch andere Unternehmen der Industrie sowie die Gesellschaft auf ihrem Weg zur Klimaneutralität: Als Komplettanbieter für Wasserkrafttechnik trägt Voith Hydro wesentlich zur Nutzung Erneuerbarer Energien bei. Voith Paper gilt als Pionier in der Papier- und Verpackungsindustrie sowie in den Bereichen nachwachsende Rohstoffe und Kreislaufwirtschaft. Und Voith Turbo arbeitet als Spezialist für intelligente Antriebssysteme und -lösungen an alternativen, umweltschonenden Antrieben.
Mit über 70 Millionen Tonnen CO2-Emissionen liegt für Voith das größte Potenzial zur Einsparung von Treibhausgas-Emissionen in der Nutzungsphase der Produkte, das heißt in Scope 3. Im Vergleich dazu beläuft sich das Einsparungs-Potenzial von Scope 1 und Scope 2 bei Voith auf insgesamt 86.000 Tonnen CO2-Emissionen.
Bereits heute werden durch den Einsatz von Voith-Produkten mehr CO2-Emissionen eingespart als produziert. Das bestätigt eine TÜV-verifizierte Analyse der im Geschäftsjahr 2019/20 auf den Markt gebrachten Voith-Produkte und deren mögliche Nutzung. Demnach stehen jährlich fast 3 Millionen Tonnen CO2-Einsparungen durch Voith-Produkte rund 2,2 Millionen Tonnen CO2-Emissionen gegenüber.
Nachhaltige Technologien als Geschäftschance
Klimaneutralität und die Dekarbonisierung der Industrie sind heute ein wichtiger Bestandteil nachhaltigen Handelns von Unternehmen. Nachhaltige Technologien für zukünftige Generationen – das ist auch die Voith DNA. Dazu zählt auch, dass Nachhaltigkeit ein konstantes Kriterium für alle Innovationen bei Voith ist.
50 Leaders of Change
Im Kampf gegen den globalen Klimawandel listet das Medienunternehmen Reuters Technologieunternehmen, die der Welt Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung stellen, die etwas bewirken und das Leben der Menschen und Gemeinden verbessern. Voith stellt sich den Herausforderungen der Nachhaltigkeit in den drei Märkten Wasserkraft, Papierherstellung und Antriebstechnik.
Als Familienunternehmen sehen wir uns einem ökologischen, fairen und langfristig erfolgreichen Wirtschaften in besonderer Weise verpflichtet und wollen einen messbaren Mehrwert zur nachhaltigen Entwicklung des Unternehmens, der Gesellschaft und der Umwelt leisten. Entsprechend hoch ist der Anspruch, den wir an unser Handeln setzen: Voith soll in Nachhaltigkeitsbelangen zum Benchmark werden.
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