Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit managen:
Zwischen Ideal und Geschäftserfolg



Mehr als nur „grün“

Nachhaltigkeit ist heute ein Schlagwort, das in allen Bereichen des Lebens eine Schlüsselrolle einnimmt. In erster Linie versteht man darunter den verantwortungsbewussten Umgang mit unseren Ressourcen. Nachhaltiges Handeln bedeutet, die Erde für viele weitere Generation zu erhalten. Umweltschutz spielt dabei eine wichtige Rolle, aber auch die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung.
Das ist auch das Leitbild der Vereinten Nationen und ihrer Agenda 2030: Es sieht vor, weltweit ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft zu bewahren. Dies umfasst die Aspekte Umwelt, Wirtschaft und Soziales.

Drei Säulen


Nachhaltiges Handeln ist für Unternehmen heute also eine Forderung der Zeit: Unternehmen haben einen sehr großen Einfluss auf alle drei Bereiche der Nachhaltigkeit, entsprechend schwer wiegt ihre Verantwortung, die Welt für die kommenden Generationen zu erhalten.



Doch wie stemmt man diesen Wandel in einem global aufgestellten Technologiekonzern mit 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit?

Markus Schönberger

Ein Interview mit Markus Schönberger, Leiter Corporate Sustainability bei Voith.







DAS IDEAL

KLIMASCHUTZ

DIE GESELLSCHAFT





Herr Schönberger, die Chefredakteurin der brand eins hat ihrem Sonderheft Nachhaltigkeit vor Kurzem diesen Gedanken vorangestellt: „Nachhaltigkeit ist kein Ziel, das einfach mit Elan und gutem Willen zu haben ist – Nachhaltigkeit ist ein Weg. Sie verlangt harte Arbeit und einen langen Atem. Eine Entwicklung, die langfristig zum Besseren führen soll, erfordert immer wieder Standortbestimmungen, neues Denken, Einsichten, Korrekturen, Disziplin, Übung, Geduld und Hartnäckigkeit.“ Würden Sie das unterschreiben?

Im Großen und Ganzen kann ich dem nur zustimmen. Wichtige und große Veränderungen geschehen nicht einfach von heute auf morgen. Nachhaltigkeit ist eine große Aufgabe – vermutlich die größte, mit der wir es in meiner und den kommenden Generationen zu tun haben. Aber das sollte einen nicht abschrecken. Für ein Ingenieurs-getriebenes Unternehmen wie Voith sind diese oben genannten Tugenden der Problemlösung täglich Brot. Wir entwickeln seit über 150 Jahren Technologien, die neues Denken, Einsichten, Korrekturen, Disziplin, Übung, Geduld und Hartnäckigkeit erfordern. Von daher sind wir für die große Aufgabe Nachhaltigkeit mental bestens aufgestellt.






„Verantwortung steckt
in der Voith-DNA.“

Wenn Elan und guter Wille alleine nicht ausreichen, braucht es tiefgreifende organisatorische Veränderungen. In einem global aufgestellten Konzern mit 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das eine komplexe Aufgabe. Wie sieht das Nachhaltigkeitsmanagement bei Voith genau aus?

Wie bei jeder großen Aufgabe, jeder großen Reise: indem wir zunächst einmal bestimmt haben, wer wir sind und was unser Ausgangspunkt ist. Wenn wir uns den Ausgangspunkt von Voith anschauen, dann sehen wir, dass der Anspruch dieses Familienunternehmens seit jeher war, gegenüber Gesellschaft und Umwelt verantwortungsbewusst zu handeln. Die Entwicklung nachhaltiger Technologien für zukünftige Generationen ist sozusagen der ideelle Kern des Unternehmens, seine DNA.







So weit das Ideal, nun ist Voith aber ein Wirtschaftsunternehmen, und da geht es um Wachstum und Profit. Wie lässt sich dieser Widerspruch entschärfen?

Ich denke, Verantwortung und Wirtschaftlichkeit müssen keine Widersprüche sein, im Gegenteil: Wir sehen heute immer deutlicher – auch in den Bilanzen – dass ökologische und gesellschaftliche Verbesserungen zu konkreten wirtschaftlichen Vorteilen führen. Das gilt für uns und unsere Kunden gleichermaßen.







Das gemeinsame Streben nach Nachhaltigkeit kann also die berühmte Win-Win-Situation schaffen?

Ja, für unsere Situation trifft das sicherlich zu. Energie, Papier, Rohstoffe und Transport und Automotive – die Märkte, in denen wir agieren, sind alle von extremer Relevanz für das Thema. Wenn wir hier Verbesserungen schaffen, dann hat das enorme Auswirkungen auf den Markt. Das ist eine Verantwortung, aber zugleich eine Chance. Und diese Märkte stehen mehr und mehr unter Druck, ihre Geschäftsmodelle nachhaltig zu verändern, das ergibt sich alleine schon aus den politischen Weichenstellungen wie den Pariser Klimazielen.

Das Pariser Klimaabkommen





Voith liefert die Technologien, mit denen andere ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen können?

Genau, Nachhaltigkeit bildet mittlerweile den Kern unseres Geschäftsmodells: Unsere Innovationen helfen den Kunden, Papier effizienter und ressourcenschonender herzustellen, sauberen Strom aus Wasserkraft zu gewinnen und moderne, klimafreundliche Transportmöglichkeiten auf den Weg zu bringen. Auf diese Weise unterstützen wir unsere Kunden, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, und leisten gleichzeitig unseren Beitrag zur industriellen Nachhaltigkeit.

„Nachhaltigkeit bildet den Kern
unseres Geschäftsmodells.“

Nachhaltigkeit ist also auch ein Business Case für Voith?

Richtig, aus unseren Analysen wissen wir, dass Ressourcen zu sparen ein valider Business Case ist. Wir nennen das Ecological Business Management, kurz EBM. Es geht dabei darum, durch ökologische Maßnahmen wirtschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Dafür analysieren wir an allen unseren weltweiten Standorten Energie-, Stoff- und Wasserströme in unseren Anlagen und unserer Produktion. Aus den identifizierten Verbesserungsmöglichkeiten leiten wir Maßnahmen ab. Wir sehen dabei, was eigentlich immer klar war: Ressourcenschonung hat viel mit Effizienz zu tun – und darum ging es unseren Ingenieurinnen und Ingenieuren seit jeher. Diese Effizienz zahl sich aus, auch wirtschaftlich.







Gesellschaftliche Verantwortung steckt in der Voith-DNA, zugleich ist Voith aktiv in Märkten, die Nachhaltigkeit dringend braucht und hat die Ökologie als Business Case entdeckt. Das klingt nach einer guten Ausgangsbasis auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Wir organisiert Voith diesen Weg im Einzelnen?

Zunächst einmal haben wir für uns verstanden, dass wir Nachhaltigkeit nicht an irgendeine Abteilung auslagern können und der Rest macht so weiter wie zuvor. Das Thema zieht sich quer durch den ganzen Konzern, einschließlich Produkte, Lieferkette, Umwelt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und daher ist Nachhaltigkeit direkt und zentral bei der Geschäftsführung angesiedelt und durchdringt von hier aus das gesamte Unternehmen. Die Unternehmensführung formuliert die Strategie und die Abteilung Corporate Sustainability organisiert zentral deren systematische Umsetzung.









DAS IDEAL

KLIMASCHUTZ

DIE GESELLSCHAFT





Welche Ziele verfolgt das Unternehmen in Sachen Klimaschutz ganz konkret?

Wir wollen, dass alle unsere Standorte ab 2022 keinen CO2-Fußabdruck mehr hinterlassen. Dies ist für uns eine ziemlich große Herausforderung. Sie müssen bedenken, dass wir derzeit an allen globalen Standorten insgesamt ca. 150.000 Tonnen CO2 pro Jahr emittieren. Dies umfasst die Scope 1 und Scope 2-Emissionen, also Treibhaus-Emissionen, die direkt im Unternehmen anfallen, zum Beispiel durch die Nutzung von Erdgas oder Heizöl für Heizzwecke, und so genannte indirekte Emissionen, die durch den Fremdbezug von Strom, Dampf, Wärme oder Kälte entstehen.

„Ab 2022 wird kein
Voith-Standort weltweit
mehr einen CO2-Fußabdruck haben.“







Klimaneutral bis 2022 – das geht weit über geforderte Ziele und andere Branchen hinaus. Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?

Indem wir an vier Schlüsselbereichen arbeiten: Energie effizienter nutzen, regenerative Stromerzeugung ausbauen, konsequent auf grünen Strom umstellen und die aktuell noch unvermeidbaren CO2-Emissionen kompensieren. Beispielsweise konnten wir unseren Energieverbrauch seit dem Geschäftsjahr 2011/2012 um 130 Gigawattstunden bzw. 30 Prozent reduzieren, das entspricht dem jährlichen Bedarf einer mittleren Stadt mit 32.500 Haushalten. Diese Einsparung werden wir weiter ausbauen. Zudem gewinnen wir bereits selbstständig 6 Gigawattstunden pro Jahr an grünem Strom aus eigenen regenerativen Quellen – diesen Wert wollen wir bis 2026/27 unter anderem mit neuen Photovoltaik-Projekten auf 16 Gigawattstunden pro Jahr steigern. Außerdem decken wir bereits über 80 Prozent unseres Strombedarfs mit Energieträgern aus erneuerbaren Ressourcen ab. Grundlage dafür ist unsere Einkaufsstrategie, die vorsieht, unseren Strombedarf künftig nahezu vollständig durch erneuerbare Energien zu decken. Was dann noch zu einer CO2-neutralen Bilanz fehlt, gleichen wir freiwillig durch Kompensationsmaßnahmen aus.



30% Effizienzsteigerung
30
30
Effizienzsteigerung



80 % Energiebezug aus erneuerbaren Quellen
80
80
Energiebezug aus erneuerbaren Quellen



16 GWh/a Eigenerzeugung bis 2026/27
16
16
Eigenerzeugung bis 2026/27



Reduzierung aktuell unvermeidlicher Emissionen
Kompensation
Reduzierung aktuell unvermeidlicher Emissionen





Welche Arten von Kompensationen leistet Voith?

„Wir wollen Impulsgeber sein.“







Das klingt sehr ambitioniert, aber Sie scheinen sehr zuversichtlich, dass diese Ziele auch realistisch sind. Worauf stützt sich diese Zuversicht?

Eine wesentliche Voraussetzung für unseren Erfolg ist, dass wir uns messbare Ziele setzen und deren Umsetzungsgrad von einer unabhängigen Stelle regelmäßig bewerten lassen. Dabei orientieren wir uns an den höchsten Branchenstandards. Unser Maßstab ist der der ISS Ecological Social Governance (ESG)-Ratingagentur.

ISS ESG

ISS ESG

Eine Vielzahl an Ratingagenturen bewertet die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen auf Basis des jährlichen Nachhaltigkeitsberichts. Dabei bewerten sie den Unternehmenswert für Aktionäre und Gesellschaft und machen diesen transparent. Für den Voith-Konzern ist das ISS Ecological Social Governance (ESG)-Rating der wichtigste Indikator für die Wirksamkeit seiner Nachhaltigkeitsanstrengungen. Die Rating-Agentur zeichnet die besten 20 Prozent der Unternehmen einer Branche mit dem Prime-Status aus. In diesem Jahr wurde Voith von der Agentur erstmals mit B- ausgezeichnet und gehört damit zu den drei besten Unternehmen in der Branche Anlagen- und Maschinenbau weltweit.

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Das ist eine Agentur, die Nachhaltigkeitsleistung unabhängig bewertet und für die Stakeholder transparent macht. Wie schneidet Voith hier ab?

Die besten in ihrem jeweiligen Branchensegment genießen den Prime-Status. Dazu dürfen wir uns auch zählen. Die Bewertung läuft aber kontinuierlich weiter, was bedeutet, dass der Standard steigt und wir uns ständig weiter entwickeln müssen, um unsere Position zu halten oder zu verbessern, was wir natürlich anstreben. Unser Anspruch in Sachen Nachhaltigkeit geht aber noch weiter, wir wollen Mitgestalter einer dekarbonisierten Industrie und für unsere Branche Impulsgeber sein.









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Dekarbonisierung und Ressourceneffizienz zahlen auf die Themen Umwelt und Wirtschaft ein. Nachhaltigkeit geht aber darüber hinaus und schließt auch das Soziale mit ein. Dies ist auch Bestandteil der ESG-Kriterien. Wie spiegelt die Voith-Strategie diesen Komplex wider?

Basis für unsere Strategie sind unsere Werte, die ausdrücklich unsere Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft betonen. Die Themen Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit haben bei uns oberste Priorität, hierbei erfüllen wir bereits heute die höchsten Standards, wollen aber noch besser werden. Hinsichtlich Diversität haben wir noch etwas an unserer Tradition als ingenieursgetriebenes Unternehmen zu knabbern, wo der Frauenanteil immer gering war. Deshalb engagiert sich Voith mit unterschiedlichen Aktionen dafür, Diversität auf allen Ebenen zu fördern.







Haben Sie ein Beispiel für diese Initiativen?

Da gibt es eine ziemliche Bandbreite an Maßnahmen. Beispielsweise beteiligt sich Voith schon seit Jahren am Girls’ Day und an der Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen.“ Sie hat das Ziel, mehr Mädchen und Frauen für technische Berufe zu gewinnen sowie Wiedereinstiegs- und Karrierechancen für Frauen zu verbessern. Bereits im Geschäftsjahr 2012/13 hat Voith konzernweit ein Diversity & Inclusion Programm (D&I) eingeführt, das zahlreiche Aktionen umfasst, um das Bewusstsein der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinsichtlich D&I zu schärfen. So stand bei uns der vergangene Mai ganz im Zeichen von D&I: Voithianer aus aller Welt konnten sich da in verschiedenen Workshops zu D&I-relevanten Themen engagieren und in virtuellen Sessions Wissen und Erfahrungen austauschen. Diese Initiative ist auf große Resonanz gestoßen. Und nicht zuletzt haben wir den D&I-Gedanken in unserem Kompetenzmodell verankert, in dem wir formulieren, welche Arbeits- und Denkweisen wir bei Mitarbeitenden und Führungskräften fördern möchten.







„Die Maßnahmen greifen
ineinander und verstärken
sich gegenseitig.“

Nachhaltigkeit ist laut UN ein Dreiklang aus Umwelt, Wirtschaft und Sozialem. Wie klingt dieser Akkord bei Voith?

Mit unseren Technologien unterstützen wir unsere Kunden dabei, nachhaltiger und damit wirtschaftlicher zu produzieren. Auf diese Weise leisten wir einen wichtigen Beitrag zu wirtschaftlichem Wachstum und sozialem Wohlstand, wodurch sich die Lebensqualität und die Perspektiven für viele Menschen verbessern. Denken Sie an die sichere und saubere Stromversorgung durch Wasserkraft, emissionsarme Mobilität oder eine ressourcenschonende Papierherstellung.







Zum Abschluss, Herr Schönberger, wo sehen Sie Voith in Sachen Nachhaltigkeit im Jahr der Agenda 2030?

Wir haben uns mit unseren Klimazielen und Maßnahmen schon jetzt einen Vorsprung erarbeitet, bei dem wir aber nicht stehen bleiben werden. In der Zeit bis 2030 werden wir unser Angebot an nachhaltigen Lösungen und Technologien weiterentwickeln, insbesondere zur Steigerung der Energieeffizienz sowie für erneuerbare Energien wie Wasser- und Windkraft.

Zugleich dürften die Initiativen, die wir in Sachen Diversität auf den Weg gebracht haben, Früchte tragen. Das wiederum wird uns frische und vielfältigere Perspektiven verschaffen und unsere Innovationskraft weiter stärken. Das ist die positive Seite der Nachhaltigkeit – die Maßnahmen greifen ineinander und verstärken sich gegenseitig. In diesem Kreislauf steckt viel Hoffnung und Zuversicht – für uns und die zukünftigen Generationen.







Voith – Spitzenleistung im Bereich Nachhaltigkeit
Voith – Spitzenleistung im Bereich Nachhaltigkeit
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Letzte Aktualisierung: 09.08.2021

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