13.09.2013

Voith Paper wappnet sich für weitere Verschlechterung auf dem Papiermarkt

  • Chinesischer Papiermarkt wächst deutlich langsamer als erwartet
  • Europäische Nachfrage verharrt auf niedrigem Niveau
  • Struktureller Wandel des Papiermarktes setzt sich fort
  • Abbau von weiteren 560 Arbeitsplätzen in Deutschland und Österreich geplant
  • Voith-Paper-Chef Dr. Hans-Peter Sollinger: „Schmerzhafter Einschnitt ist notwendig, um Wettbewerbsfähigkeit auch unter veränderten Rahmenbedingungen dauerhaft zu sichern.“
HEIDENHEIM, 13. September 2013. Voith Paper bereitet sich mit einem Maßnahmenpaket auf eine weitere Verschlechterung auf dem weltweiten Papiermarkt vor. Ziel der geplanten Maßnahmen ist es, die Profitabilität und nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit von Voith Paper unter sich verschärfenden Rahmenbedingungen zu sichern. Zu diesem Zweck sollen Kompetenzen an einzelnen Standorten gebündelt und Kapazitäten an das geringere Marktvolumen angepasst werden. Damit verbunden ist ein geplanter Abbau von weiteren rund 560 Stellen an verschiedenen Standorten in Deutschland und Österreich.

Bereits seit längerem wird das Geschäft von Voith Paper mit Neuanlagen und Großumbauten an Standorten in Deutschland und Österreich von einem strukturellen Nachfragerückgang nach grafischen Papiermaschinen stark belastet. Dieser Strukturwandel wird sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Hinzu kommt eine stärker als erwartet nachlassende Konjunktur auf dem weltweiten Papiermarkt. Insbesondere der chinesische Markt wächst deutlich langsamer als noch im vergangenen Jahr von Marktanalysten vorausgesagt. So hat der in diesem Bereich führende Analyst RISI im Juli 2013 den prognostizierten Papierverbrauch in China für 2014 von 123 auf 115 Millionen Tonnen deutlich nach unten korrigiert. Der chinesische Papiermarkt wächst zwar weiterhin, aber wesentlich langsamer. Damit haben sich die Erwartungen im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich eingetrübt. Als Folge des geringer erwarteten Papierverbrauchs kühlt sich auch die Investitionsbereitschaft der Kunden von Voith Paper in neue Papiermaschinen weiter ab. Dies betrifft alle Sorten, außer Hygienepapiere (Tissue).

Für Europa rechnet Voith Paper in den kommenden Jahren nicht mit einer Markterholung. Das Neuanlagengeschäft wird vielmehr auf einem weiterhin niedrigen Niveau verharren. In China wird laut der Vorhersagen das Wachstum in den nächsten zwei Jahren zwar wieder anziehen. Die Nachfrage richtet sich aber vor allem auf kompakte, lokal produzierte Maschinen mittlerer Größe – ein Trend, der sich weiter verstärkt und auf den Voith Paper bereits mit spezifischen Umstrukturierungen reagiert hat. Der Bedarf an Anlagen des oberen Größensegments, die Voith Paper bisher hauptsächlich an seinen europäischen Standorten produziert, bleibt hingegen sehr gering.

„Mit der Verschlechterung des Marktausblicks und der Verschärfung der strukturellen Veränderungen auf der Nachfrageseite haben sich auch die Voraussetzungen für unsere künftige Planung in Deutschland und Österreich nochmals verändert. Die rückläufige Nachfrage in Europa kann auf absehbare Zeit nicht mehr durch Großaufträge aus China ausgeglichen werden. An einer Anpassung der Kapazitäten an Standorten in Deutschland und Österreich führt daher kein Weg vorbei“, sagt Dr. Hans-Peter Sollinger, Vorsitzender der Geschäftsführung von Voith Paper.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ist in Deutschland und Österreich ein Arbeitsplatzabbau unvermeidlich. Davon betroffen sind die Voith Paper-Standorte in Krefeld (rund 210 Stellen), Ravensburg (rund 50 Stellen), Neuwied (rund 10 Stellen) und im österreichischen St. Pölten (rund 290 Stellen). Darüber hinaus fallen wie bereits im August angekündigt 240 Stellen bei Voith Paper in Heidenheim weg, die Teil des konzernbereichsübergreifenden Maßnahmenpakets für den Standort Heidenheim sind.

Trotz der Kapazitätsanpassungen bleiben die bestehenden Kompetenzzentren an den jeweiligen Standorten erhalten. Krefeld bleibt weiterhin Kompetenzzentrum für Kalander und Rollenschneider, St. Pölten für Walzen, Ravensburg für Stoffaufbereitungsanlagen und Umwelttechnologien und Neuwied bleibt Zentrum für Qualitätsleitsysteme. Heidenheim wird künftig der zentrale Fertigungsstandort für die Europa-Organisation von Voith Paper sein.

Die Geschäftsführung von Voith Paper hat heute die Betriebsratsgremien und Mitarbeiter an den betroffenen Standorten über die Pläne informiert. Im nächsten Schritt wird Voith Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen zur Umsetzung des Abbaus aufnehmen. Die gegenwärtige Planung sieht vor, dass die Maßnahmen bis zum 30. September 2014 weitgehend umgesetzt sein sollten. Betriebsbedingte Kündigungen an einzelnen Standorten können hierbei nicht ausgeschlossen werden.

„Dieser Einschnitt ist bitter und schmerzhaft. Er ist jedoch nach sorgfältiger Abwägung unumgänglich, um unsere Organisation in Europa auf die veränderte Nachfrage auszurichten, so dass wir auch zukünftig unter den veränderten Rahmenbedingungen dauerhaft profitabel und wettbewerbsfähig arbeiten können“, so Dr. Sollinger.

Das Angebotsspektrum von Voith Paper bleibt trotz der Bündelung von Kapazitäten unverändert. „Wir werden auch künftig als Prozesslieferant unsere Kunden mit Lösungen für den gesamten Papierherstellungsprozess sowie für alle Papiersorten unterstützen. Die Papierindustrie bleibt auch in Zukunft ein attraktives Geschäftsfeld für den Voith-Konzern. Wir werden in Europa künftig noch stärker auf die Wachstumsmöglichkeiten setzen, die die bereits installierte Flotte an Papiermaschinen bietet. Chancen sehen wir vor allem im Service und bei Umbauten an bereits installierten Maschinen“, erklärte Dr. Sollinger.

Voith setzt Maßstäbe in den Märkten Energie, Öl & Gas, Papier, Rohstoffe und Transport & Automotive. Gegründet 1867 ist Voith heute mit mehr als 42.000 Mitarbeitern, 5,7 Milliarden Euro Umsatz und Standorten in über 50 Ländern der Welt eines der großen Familienunternehmen Europas.

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