09.04.2015

Standortsicherung in Heidenheim: Voith-Gremien verständigen sich auf Eckpunktepapier

  • Die Metalltariferhöhung wird in vollem Umfang umgesetzt
  • Flexibilisierung der individuellen Wochenarbeitszeit
  • Shared Service Center Europa soll nach Heidenheim
  • Erhalt wesentlicher Teile der Voith Paper-Fertigung am Standort Heidenheim
  • Weitere Verhandlungen zu betriebsbedingten Kündigungen laufen
Heidenheim. In der gestrigen Verhandlungsrunde zur Standortsicherung zwischen Arbeitgeber, Arbeitnehmervertretern und der IG Metall haben sich die Gremien auf die wichtigsten Eckpunkte der zukünftigen Betriebsvereinbarung für den Voith-Standort Heidenheim verständigt. Ein abschließendes Verhandlungsergebnis, das sogenannte „Paket-2015“, streben beide Seiten bis Ende April 2015 an.

„Das Eckpunktepapier ist ein sehr wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer wettbewerbsfähigen Nachfolgeregelung für das vorhandene Standortsicherungspaket. Mit dem Papier haben wir gestern einen Kompromiss erzielt, der für beide Seiten zum Teil schmerzhafte Zugeständnisse bedeutet. Beide Seiten haben sich im Laufe der Gespräche aufeinander zubewegt und Verantwortung für den Standort übernommen“, sagt Dr. Hubert Lienhard, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung der Voith GmbH.

Im Wesentlichen enthält der erzielte Kompromiss die folgenden Planungen:

Metalltariferhöhung und Arbeitszeitregelung
Die Metalltariferhöhung soll zum 1. April 2015 in vollem Umfang umgesetzt werden. Zeitgleich soll ein 35stel der individuellen vertraglichen Wochenarbeitszeit nicht vergütet werden. Das heißt zum Beispiel, dass Arbeitnehmer mit 35 Stunden Wochenarbeitszeit künftig nur 34 Stunden vergütet bekommen. Die Berechnung sämtlicher tariflicher Leistungen wie etwa Urlaubsgeld, tarifliche Sonderzahlung, Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, etc. soll auf der reduzierten Basis stattfinden.

Flexibilisierung der Arbeitszeit
Die individuelle Wochenarbeitszeit soll vom Arbeitgeber in einer bestimmten Bandbreite nach oben und unten variiert werden können, ohne dass sich das Bruttoarbeitsentgelt verändert. Die Bandbreite der möglichen Erhöhung/Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit beträgt zum Beispiel bei einer 35-Stunden-Woche maximal zweieinhalb Stunden. Ein Arbeitszeitabzug für Pausen- und Verteilzeiten wie er derzeit am Standort Heidenheim gehandhabt wird, soll künftig nicht mehr vorgenommen werden.

Shared Service Center und Erhalt wesentlicher Teile der Voith Paper-Fertigung in Heidenheim
Zudem soll das im Rahmen des konzernweiten Erfolgsprogramms Voith 150+ geplante Shared Service Center für Europa in Heidenheim angesiedelt und in den gemeinsamen Betrieb Voith Dienstleistungen eingeordnet werden. Die Voith Paper-Fertigung am Standort Heidenheim soll mit einem Umfang von 215 Vollzeitarbeitsplätzen erhalten werden.

Personalabbau am Standort Heidenheim
Während der Laufzeit des neuen „Paket-2015“ soll es keine betriebsbedingten Kündigungen für den Standort Heidenheim geben. Im Rahmen des Erfolgsprogramms Voith 150+ ist geplant, in den Verwaltungsbereichen in Heidenheim zirka 170 Stellen abzubauen. Aufgrund der notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen bei Voith Paper ist ein Personalabbau in Heidenheim im Umfang von 170 bis 200 Stellen notwendig. Im Rahmen dieser beiden Programme sollen nach Ausschöpfung der sozialverträglichen Möglichkeiten und nach Maßgabe der Regelungen, die die Betriebsparteien hierzu abschließen, in letzter Konsequenz auch betriebsbedingte Kündigungen am Standort Heidenheim möglich sein, jedoch frühestens ab dem 1. März 2016. Die für Voith 150+ und die Restrukturierung von Voith Paper am Standort Heidenheim zuständigen Gremien verhandeln hierzu bereits gesondert.

Die laufenden Verhandlungen an den anderen, von Stellenabbau betroffenen Voith-Standorten sind von dem für den Standort Heidenheim paraphierten Eckpunktepapier unberührt.

Auf Grundlage des jetzt vereinbarten Eckpunktepapiers streben beide Seiten an, bis zum 30. April 2015 eine verbindliche Regelung zu verabschieden, die das vorhandene Paket vollständig ablösen wird. Die Laufzeit des neuen „Paket-2015“ soll fünf Jahre betragen und am 30. September 2020 enden, ohne dass es einer Kündigung bedarf. Sollte sich die wirtschaftliche Lage am Standort verändern, kann das „Paket-2015“ vor Ablauf der maximalen Laufzeit gekündigt werden.

Voith setzt Maßstäbe in den Märkten Energie, Öl & Gas, Papier, Rohstoffe und Transport & Automotive. Gegründet 1867 ist Voith heute mit mehr als 39.000 Mitarbeitern, 5,3 Milliarden Euro Umsatz und Standorten in über 50 Ländern der Welt eines der großen Familienunternehmen Europas.

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