Geschichten aus der Welt des Papiers

Ein „Trinkbares Buch“

27.08.2014 - Papier ist bekannt als Informationsträger und Verpackungsmaterial, aber es kann noch viel mehr: Papier kann die Gesundheit fördern und Leben retten. Wie dies möglich ist, erzählt die folgende Geschichte.

Weltweit haben Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Jedes Jahr sterben 3,4 Millionen an Krankheiten, die von Bakterien im Trinkwasser übertragen werden. Die amerikanische Naturwissenschaftlerin Theresa Dankovich hat den Kampf für sauberes Trinkwasser zu ihrer Lebensaufgabe gemacht. An der McGill University entwickelte sie ein spezielles Papier, das Krankheitserreger aus dem Wasser filtert. Es soll helfen, die Trinkwasserprobleme in den Entwicklungsländern der Welt zu lösen. Das Papier wird jetzt in Form eines Buches verteilt, das den Namen „Trinkbares Buch“ trägt.
Silber als Filter. Im Rahmen ihrer Promotion an der McGill University in Montreal (Kanada) fand Dankovich heraus, dass Nanopartikel aus Silber, die in ein Blatt Papier eingebettet sind, Bakterien, die Krankheiten wie Typhus, Cholera oder Hepatitis auslösen, aus dem Trinkwasser filtern können. Die Chemikalien, mit denen das Papier behandelt wird, sind ausnahmslos erneuerbar und ungiftig.
Auf nach Afrika. Die Idee, verunreinigtes Wasser zu reinigen, ist an sich nicht neu. Bislang scheiterte die Umsetzung vor allem an den Kosten. Deswegen nahm sich Theresa Dankovich vor, einen Papierfilter zu entwickeln, der vor allem günstig und nachhaltig ist. Um ihr Filterpapier aus dem Labor zu den Menschen zu bringen, brauchte sie Unterstützung und fand sie in der Non-Profit Organisation WaterIsLife und der internationalen Werbeagentur DBB. Dankovic, die inzwischen an der University of Virgina (USA) lehrt, reiste, unterstützt von ihren Sponsoren, mit einer Gruppe Studenten nach Südafrika, um ihr Filterpapier im Feldversuch zu testen. Das Resultat war hervorragend: Ein einzelnes Blatt Papier kann Wasser für bis zu 40 Tage reinigen, wobei der Reinheitsgrad des Filtrats bei 99,9 Prozent liegt.
Wasser und Bildung. Die Realisierung eines günstigen, umweltschonenden Wasserfilters auf Papierbasis war schon ein großer Fortschritt, löste aber nur einen Aspekt des Problems: Noch gravierender als das verseuchte Wasser ist die Unwissenheit der Bevölkerung in sehr armen Ländern. Und, weil vielen der Brennstoff fehlt, haben sie nicht einmal die Möglichkeit ihr Wasser abzukochen bevor es getrunken wird. An dieser Stelle kam Designer Brian Gartside ins Spiel. Er stieß im Internet auf Dankovics Projekt und kontaktierte sie mit der Idee, ein Buch aus Filterpapier zu machen, auf dessen Seiten Informationen zur Wasserhygiene und den Filtern selbst zu finden sein sollten. Aus dieser Idee entstand das „Drinkable Book“ und die Idee nahm schnell Gestalt an.
Wasserhygiene auf Suaheli. Jede Seite des „Trinkbaren Buches“ ist in der Mitte perforiert und dadurch in zwei Filter unterteilt. Auf dem oberen Teil ist in englischer Sprache zu lesen, dass „das Wasser in Deinem Dorf Krankheiten übertragen kann“ und mithilfe des Filters so sauber wird, dass es völlig risikolos getrunken werden kann. Auf der unteren Hälfte ist dieselbe Information in der jeweiligen Landessprache zu finden. So können sowohl ausländische als auch einheimische Helfer vermitteln, wie man sich vor Krankheitserregern im Wasser schützen kann. Die ersten 100 Bücher, die alle noch handgefertigt sind, wurden in Englisch und Suaheli bedruckt und sollen in Kenia verteilt werden. Die Gruppe will das Buch so kostengünstig wie möglich produzieren, um es an Bedürftige geben zu können. Eine einzelne Seite soll in Zukunft nur noch Cent-Beträge kosten. Das langfristige Ziel ist es, alle 33 Länder zu versorgen, in denen WaterIsLife operiert. Ein Exemplar des „Drinkable Book“ kann sauberes Trinkwasser für bis zu vier Jahre pro Person liefern.
 

Quellen:

The Huffington Post: http://www.huffingtonpost.com/2014/05/05/drinkable-book_n_5267349.html

GlobalPost: http://www.globalpost.com/dispatch/news/business/technology/140502/drinkable-book-can-purify-contaminated-drinking-water

Brian Gartsi: http://briangartsi.de/#

The Drinkable Book: http://pagedrinkingpaper.com/

Facebook: https://www.facebook.com/bbcworldservice/photos/a.174309415921526.42901.163571453661989/831352230217238/?type=1

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