Der Papiermarkt im Wandel
Herausforderungen und Perspektiven
08.11.2013 - Veränderung, Umbruch, Herausforderung – diese Begriffe prägen derzeit die Diskussionen über den Papiermarkt. Das breite Spektrum, das mit dem Begriff „Papier“ assoziiert wird, erhöht dabei die Komplexität jeglicher Betrachtung. Während die grafischen Papiere unter Druck stehen, sieht es bei anderen Sorten vielversprechend aus. Schließlich ist Papier einer der wenigen wirklich nachhaltigen Rohstoffe und punktet damit im Wettbewerb mit anderen Materialien.
Was ist überhaupt der Papiermarkt? Es gibt viele Möglichkeiten,
diesen Markt in all seiner Vielfalt zu kategorisieren.
Eine sehr überschaubare, einfache Einteilung ist jene in die
vier klassischen Segmente: grafische Papiere, Karton und
Verpackungspapiere, Hygienepapiere sowie Spezialpapiere.
Mit diesen vier Gruppen lassen sich praktisch alle Papiersorten
erfassen. So unterschiedlich die Produkte sind, die sich in
diesen Segmenten tummeln, so unterschiedlich sind auch die
Marktbedingungen und Herausforderungen, vor denen die
Akteure in den jeweiligen Bereichen stehen.
Digitalisierung setzt Grafik zu. Viele Unternehmen, die im Bereich
der grafischen Papiere tätig sind, durchleben momentan
schwierige Zeiten. Durch die fortschreitende Digitalisierung
sinkt der Absatz von Büchern und Zeitungen. Die Auswirkungen
sind deutlich spürbar: Der Bedarf an grafischen Papieren
geht in zahlreichen hoch entwickelten Volkswirtschaften kontinuierlich
zurück. Selbst in wachstumsstarken Ländern wie
China verzeichnet dieses Segment nur noch ein vergleichsweise
moderates Wachstum. Weltweit gesehen erwarten
führende Analystenhäuser wie beispielsweise RISI daher für die
kommenden Jahre bestenfalls eine Stagnation, wenn nicht sogar
ein erhebliches Schrumpfen des grafischen Marktes. Dies
stellt viele Unternehmen der Branche vor große Herausforderungen
– in erster Linie natürlich Verlage und Papierproduzenten.
Ebenso betroffen sind aber auch die Zulieferer der Papierindustrie
wie etwa Voith. Dr. Hans-Peter Sollinger, President
und CEO von Voith Paper, erklärt: „Was sich am Papiermarkt in
vielen Ländern mit einer Reduktion um einige Prozentpunkte
bemerkbar macht, trifft uns auf der Zuliefererseite massiv. Als
eine Folge der schwachen Nachfrage nach grafischen Papieren
wurden praktisch alle Investitionen der Papierindustrie in
grafische Neuanlagen eingestellt. Wir erleben hier einen drastischen
Rückgang der Projekttätigkeit, und zwar nicht nur bei
uns, sondern am gesamten Markt um ca. 90 %. Wir sind daher
froh, dass wir bereits vor mehr als zehn Jahren bei Voith
Paper neue Bereiche aufgebaut haben und heute als Komplettanbieter
alle Segmente des Papiermarktes bedienen können. Durch diese breite Aufstellung sind wir in der Lage, eine derartige Marktveränderung teilweise abfangen zu können.“
„Es wird neue Nischen für Papier
geben neben den traditionellen
Hauptanwendungen.“
Lichtblick bei anderen Sorten. Weitaus positiver sieht es bei den Hygienepapieren aus. Der Markt für Tissueprodukte wächst weltweit und erweist sich dabei als äußerst stabil gegenüber zyklischen Schwankungen. Esko Uutela, Tissue-Experte bei RISI, sieht in diesem Bereich eindeutig Potential: „Der Tissuemarkt ist selbst während der weltweiten Finanzkrise gewachsen und dieser Trend wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Wir erwarten eine durchschnittliche weltweite Wachstumsrate von 4 % pro Jahr – in den Wachstumsmärkten rechnen wir sogar mit einem jährlichen Zuwachs von 6–7 % bei der Nachfrage nach Tissue.“
In ähnlichem Maße wachsen Karton und Verpackungspapiere, das größte Segment des Papiermarktes. Die neuen Maschinentypen, auf die sich dieses Wachstum stützt, folgen jedoch nicht länger dem Prinzip „größer, schneller, breiter“. Stattdessen fragt die Papierindustrie in der jüngsten Vergangenheit eher effiziente, kompakte Anlagen mittlerer Größe nach (s. Seite 13). Das Marktsegment für Karton und Verpackungspapiere hat auch für die Zukunft sehr gute Aussichten, da es von der Zunahme des weltweiten Handels profitiert. Außerdem hat Papier als Verpackungsmaterial seine Möglichkeiten noch längst nicht ausgeschöpft und könnte andere, weniger nachhaltige Materialien ablösen. David Powlson, Senior Principal bei Pöyry, erklärt: „Papier bietet noch jede Menge Möglichkeiten, um neue Anforderungen im Verpackungsbereich zu erfüllen. Verbundstoffe aus Papier und Kunststofffolie, die andere Verpackungsmaterialien z.B. im Lebensmittelbereich ersetzen, sind nur eine Option, die uns sehr vielversprechend erscheint. Es wird neue Nischen für Papier geben neben den traditionellen Hauptanwendungen.“
In ähnlichem Maße wachsen Karton und Verpackungspapiere, das größte Segment des Papiermarktes. Die neuen Maschinentypen, auf die sich dieses Wachstum stützt, folgen jedoch nicht länger dem Prinzip „größer, schneller, breiter“. Stattdessen fragt die Papierindustrie in der jüngsten Vergangenheit eher effiziente, kompakte Anlagen mittlerer Größe nach (s. Seite 13). Das Marktsegment für Karton und Verpackungspapiere hat auch für die Zukunft sehr gute Aussichten, da es von der Zunahme des weltweiten Handels profitiert. Außerdem hat Papier als Verpackungsmaterial seine Möglichkeiten noch längst nicht ausgeschöpft und könnte andere, weniger nachhaltige Materialien ablösen. David Powlson, Senior Principal bei Pöyry, erklärt: „Papier bietet noch jede Menge Möglichkeiten, um neue Anforderungen im Verpackungsbereich zu erfüllen. Verbundstoffe aus Papier und Kunststofffolie, die andere Verpackungsmaterialien z.B. im Lebensmittelbereich ersetzen, sind nur eine Option, die uns sehr vielversprechend erscheint. Es wird neue Nischen für Papier geben neben den traditionellen Hauptanwendungen.“