Wasserkraft lässt Region aufblühen
Wasserkraft als Stromlieferant hat viele Qualitäten. Sie ist erneuerbar, vergleichsweise günstig und CO2-arm. Die Nähe zum Wasser war schon immer ein Garant für wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand. Das wussten bereits die alten Ägypter, die das Aufleben ihrer Hochkultur dem Nil zu verdanken haben.
Auch heute können unterentwickelte Regionen an der Wasserkraft wachsen. Die Entwicklung neuer Wasserkraftanlagen bringt Wissen, Arbeitsplätze und einen Ausbau der Infrastruktur mit sich. Schon in vielen Regionen war das der Startschuss für ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Aufblühen.
Ein Beispiel dafür ist die Region Montafon in Vorarlberg, Österreich.
Landwirtschaft ernährt nicht alle
Das Montafon ist ein knapp 40 Kilometer langes Tal in Vorarlberg, Österreich. Es reicht von der Bielerhöhe bis Bludenz und wird von der Ill durchflossen. Gekrönt wird die malerische Umgebung durch den 3.312 Meter hohen Piz Buin in der Silvretta-Gruppe. Mitte des 19. Jahrhunderts noch zählte das Tal Montafon zu den ärmsten Regionen Europas. Die meisten der knapp 8.000 Einwohner lebten von der Landwirtschaft. Die Ressourcen waren knapp, ein Drittel der Bevölkerung musste sich als Saisonarbeiter außerhalb des Tals verdingen.
Mit dem Wasser kam der Wohlstand
Die Verhältnisse änderten sich mit der Gründung der Vorarlberger Illwerke in den 1920er Jahren ein. Schon der Bau des ersten Wasserkraftwerks führte 1926 zu einem massiven Ausbau der Infrastruktur: Hochalpine Lagen wurden durch Wege, Straßen und Seilbahnen erschlossen. Das hatte den positiven Nebeneffekt, dass das Montafon plötzlich auch für Sommer- und Wintertouristen attraktiv wurde. Selbst prominente Wintersportler fanden so ihren Weg in das pittoreske Tal – beispielsweise Ernest Hemingway.
Wegen der abgeschlossenen Lage wäre vor dem Bau der Illwerke an ein solches wirtschaftliches Erblühen nicht zu denken gewesen. Jetzt boten Bau und Betrieb der Kraftwerke, Straßen und Bergbahnen Arbeitsplätze für viele Menschen. Bis heute sind die Illwerke der größte Arbeitgeber im Montafon. Auch der Bau(stoff)sektor profitiert von der Entwicklung. Bekanntestes Beispiel ist das heute weltweit tätige Bauunternehmen Jäger.
Montafon heute
Rund 18.000 Menschen leben heute im Montafon. Längst sind die meisten von ihnen nicht mehr in der Landwirtschaft beschäftigt, sondern im Dienstleistungssektor. Vor allem im Tourismus. Arbeiteten 1934 noch 57 Prozent von ihnen auf den umliegenden Feldern, waren es 60 Jahre später nur noch 5 Prozent.
Vor allem die neuen Verkehrsverbindungen sind für die Region enorm wichtig, öffnen sie das Tal doch für den Fremdenverkehr. Durch sie wurde aus einem schmalen Karrenweg Anfang der 1950er Jahre zunächst eine einspurige Baustraße für das Obervermuntwerk. Später entstand daraus die Silvrettahochalpenstraße – heute mit durchschnittlich 400.000 Besuchern im Jahr eine der meistbefahrenen Panoramastraßen Österreichs.