Eine herausfordernde Fahrt durch den Sueskanal
Der legendäre Sueskanal ist eine wichtige maritime Verbindung zwischen Afrika und Asien. Täglich nutzen riesige Tanker und Containerschiffe den Kanal. Für die sichere und effiziente Fahrt dieser Riesen sorgt die erfahrene Crew an Bord der Voith Wassertrecker (VWT).
Seit seiner offiziellen Einweihung im Jahr 1869 hat der Sueskanal die internationale Schifffahrt nachhaltig verändert. Der Kanal zwischen dem Mittelmeer und dem Roten Meer erspart auf vielen Strecken zwischen der östlichen und der westlichen Welt den Umweg über das Kap der Guten Hoffnung, durchschnittlich etwa 7.000 Kilometer.
Bei der letzten, im August 2015 abgeschlossenen Erweiterung wurde der Kanal breiter und tiefer gemacht und auf einem 35 Kilometer langen Teilstück durch den parallel verlaufenden „Neuen Sueskanal“ ergänzt. Der neue Kanal ermöglicht die gleichzeitige Passage großer Schiffe in beide Richtungen, und die Transitzeit wird voraussichtlich von etwa 18 Stunden auf 11 Stunden sinken. Durch die Erweiterung wird die durchschnittliche Tageskapazität des Kanals bis 2023 auf 97 Schiffe erhöht.
Seit der Einweihung des Sueskanals hat die Zahl der Schiffe, die den Kanal passieren, deutlich zugenommen, und die Schiffe sind wesentlich größer geworden.
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Frachtkoloss
Aus Sicherheitsgründen dürfen nur Schiffe, deren Abmessungen unter den Suesmax-Werten liegen, den 205 m breiten Kanal passieren. Das heißt, ein Schiff darf maximal 77,5 m breit sein. Damit dürfen beispielsweise die imposanten Containerschiffe der Triple-E-Klasse der dänischen Reederei Maersk mit einer Kapazität von 18.000 Containern den Kanal nutzen.
Diese Schiffe sind äußerst unhandlich und benötigen daher eine kundige Führung durch die enge Wasserstraße mit ihren Untiefen, um einen sicheren Transport zu gewährleisten. Zu diesem Zweck betreibt die Suez Canal Authority (SCA) 19 VWT und hat kürzlich vier weitere bestellt.
Diese kleinen, wendigen Schiffe sind Zwerge im Vergleich zu den Containerriesen und verfügen dennoch über sehr wichtige Fähigkeiten. Wenn sie in ihrem Element sind, werden die Schlepper selbst zu Riesen.
„Drei oder mehr Trecker begleiten jeweils ein großes Schiff auf der Fahrt durch den Kanal, um bei Problemen sofort eingreifen zu können“, erklärt Ralf Rocholl, Sales & Application Manager bei Division Turbo. „Bei einem Motor- oder Ruderdefekt ist sofort ein VWT zur Stelle, so dass Zwischenfälle oder gar Unfälle vermieden werden können.“ Voraussetzung dafür ist eine schnelle Reaktionsfähigkeit. Deshalb sind Flexibilität, Präzision und Effizienz die wichtigsten Eigenschaften der Schlepper.
Die präzise Manövrierbarkeit wird durch den Voith Schneider Propeller (VSP) gewährleistet, der Antrieb und Steuerung in einem robusten Aggregat vereinigt. Jeder VWT verfügt über zwei VSP. Die einfache Handhabung macht die gefährliche Arbeit der Crew wesentlich einfacher und sicherer. Die Mensch-Maschine-Schnittstelle ist besonders benutzerfreundlich, so dass es nicht lange dauert, bis sich die Crew an das Schiff gewöhnt hat.
Zwerg vs. Riese
Zwerg
Mosaheb 4
- Länge: 36 m
- Breite: 12,5 m
- Leistung: 5.280 kW
- Geschwindigkeit: 13 Knoten
- Pfahlzug: 70 Tonnen
Riese
MSC Maya
- Länge: 395 m
- Breite: 59 m
- Leistung: 62.500 kW
- Geschwindigkeit: 22,8 Knoten
- Kapazität: 19.224 TEU (Standardcontainer)
Auf Sues zugeschnittene Schulungen
Damit die Crew die Manöver beherrscht und mit absoluter Sicherheit ausführen kann, bietet Voith ein maßgeschneidertes, erweitertes Trainingsprogramm für die Crewmitglieder und Lotsen der SCA an.
Zur Schulung gehören neben einem Theorieteil auch Manöver im sicheren Umfeld des Computersimulators in der Voith Zentrale in Heidenheim sowie auf See in Norddeutschland. Den Abschluss bildet dann ein einwöchiges Intensivprogramm an Bord des Schleppers der Crew.
Die Verantwortlichen sehen das Programm als Chance, das Wissen und die Fähigkeiten der lokalen Crews zu erweitern. Das bedeutet mehr Sicherheit für den Kanal. Mehrere Schleppercrews und Lotsen nehmen an der Schulung teil, die auch die Interaktion und Zusammenarbeit zwischen den Lotsen und den Crews auf dem Sueskanal stärken soll.
Unsere Schulung ist ziemlich einzigartig in der Branche, aber oft ein integraler Bestandteil unseres Services für unsere Kunden. Ein Bestandteil, den sie sehr schätzen. So helfen wir ihnen, die absolute Sicherheit und Effizienz ihrer Arbeit zu gewährleisten,“ erklärt Ralf Rocholl.