Nachhaltigkeit
Evolution an der Haltestelle – E-Busse in SHA und HDH
Evolution an der Haltestelle
Im Linienverkehr von Schwäbisch Hall und Heidenheim fahren die ersten Busse mit dem Voith Electrical Drive System (VEDS), der Lösung für den elektrifizierten Antriebsstrang. Die Erfahrungen sind so positiv wie die Perspektiven der Technik mit ihrem ganzheitlichen, flexiblen Systemansatz.
Die besonders hohe Effizienz des VEDS verhilft Busbetreibern zu großen Reichweiten.
Wenn die Zukunft in den avantgardistisch gestalteten Busbahnhof Schwäbisch Halls rollt, bemerken die dort wartenden Fahrgäste erst einmal: nichts. Keinen Motorenlärm. Keine Abgase. Nur das zufriedene Lächeln von Fahrer Armin Hinderer gibt ihnen einen Hinweis.
Er steuert einen von drei E-Bussen, die seit Herbst 2019 für die Stadtbus Schwäbisch Hall GmbH (ein Unternehmen der Transdev-Gruppe) im regulären Linienverkehr unterwegs sind. „Für mich war das eine komplett neue Erfahrung“, erzählt der Routinier, „aber ich bin hellauf begeistert.“ Mittlerweile fahre er lieber E- als Dieselbusse. Hinderers Enthusiasmus hat seinen Ursprung im Antrieb. Die E-Busse vom Typ Solaris Urbino 12 sind mit dem Voith Electrical Drive System (VEDS) ausgestattet, das einen wassergekühlten Permanentmagnet-Motor mit einem besonders effizienten Wechselrichter kombiniert. So erreicht das VEDS eine Leistung von bis zu 340 kW und ein maximales Drehmoment von 3.100 Nm – genug, um selbst schwere Gelenkbusse oder Doppeldecker mühelos anzutreiben. Dabei stellen ausgeklügelte Regelungsalgorithmen 100 Prozent des Drehmoments schon beim Anfahren zur Verfügung. Gerade im hügeligen Schwäbisch Hall eine Hilfe im Fahrbetrieb. Und auch im rund 80 Kilometer entfernten Heidenheim sinnvoll – dort hat die Transdev-Tochter Heidenheimer Verkehrsgesellschaft mbH im Februar 2020 ebenfalls drei E-Busse mit VEDS-Antriebsstrang in Betrieb genommen.
Leistungsstarkes Motorkonzept, auch für Solo- und Gelenkbusse sowie Doppeldecker geeignet. Optimierte Reichweite durch geringes Systemgewicht.
Unterstützt alle gängigen Batteriesysteme im Markt und lässt sich in jedes Fahrzeug integrieren.
Keine lokalen Emissionen von NOx und Feinstaub dank Rekuperationsbremse und Energiemanagement.
Doch für die Betreiber ist im öffentlichen Personennahverkehr vor allem die Reichweite wichtig, unterstreicht Alexander Denk, Vice President Product Management E-Mobility bei Voith. „Wir nehmen für uns in Anspruch, das aktuell effizienteste System im Markt zu haben“, sagt der Manager. Dafür seien sowohl der Motor als auch der Wechselrichter ganz bewusst neu für den Automotive-Bereich entwickelt worden: Standard-Industriebauteile würden zum einen weder den Qualitätsanforderungen von Voith noch den Sicherheitsstandards für den Personenverkehr genügen. Zum anderen könne der Technologiespezialist so alle Komponenten vom Elektromotor über den Traktionsumrichter und die Hochvoltverteilung bis hin zur Software für Fahrsteuerung und Energiemanagement perfekt aufeinander abstimmen.
Der Erfolg lasse sich an den Verbrauchskennfeldern ablesen. „Wir verteilen rekuperierte Energie effizient und können sie sinnvoll zwischen den Komponenten aufteilen, denn nicht immer ist es die sinnvollste Lösung, sie in die Batterie zurückzuspeisen“, nennt Denk als Beispiel. Weil das VEDS zudem ohne separates Getriebe auskommt und dadurch Gewicht spart, steigt die Reichweite zusätzlich.
In Schwäbisch Hall und Heidenheim werden die mit dem Voith Electrical Drive System ausgestatteten Busse bis Jahresende voraussichtlich etwa 320.000 km absolviert haben. Im Vergleich zu herkömmlichen Dieselmotoren sparen sie dabei bereits rund 320 Tonnen CO2-Emissionen ein. Und für Betreiber und Fahrzeughersteller wird es künftig noch wichtiger, den Kohlendioxid-Ausstoß weiter zu reduzieren. Denn die Europäische Union hat in ihrer „Clean Vehicles Directive“ verbindliche Quoten für die Beschaffung von emissionsarmen und emissionsfreien Bussen festgeschrieben, die in zwei Schritten bis 2025 respektive 2030 erreicht werden sollen. Die E-Bus-Projekte in Schwäbisch Hall und Heidenheim weisen den Weg dahin.
„Der wollen wir gerne nachkommen mit dem ersten Modellprojekt der Transdev GmbH dieser Art im ländlichen Raum.“ Die Erfahrungswerte aus der Zusammen arbeit mit Transdev und Solaris seien besonders wertvoll, betont Alexander Denk. „Solaris hebt explizit die Leistungsdichte hervor und Transdev ist begeistert von der Reichweite, da unser VEDS wenig Energie verbraucht.“
Unabhängig davon stünde für die OEMs neben den sehr hohen Sicherheitsanforderungen an Hard- und Software aber vor allem die Modularisier- und Anpassbarkeit des Antriebskonzepts im Mittelpunkt. Genau dabei kann das VEDS punkten, denn durch die kompakte Bauweise lässt es sich auch in barrierefreie Niederflurbusse integrieren. Und es macht noch nicht mal einen Unterschied, ob die Hersteller ihre Fahrzeuge künftig mit einer Brennstoffzelle oder Akkus für die Energieversorgung ausstatten, um den EU-Vorgaben zu entsprechen – das Voith Antriebssystem unterstützt beide Varianten. „Durch unser modulares Umrichter-Konzept sind wir hier extrem flexibel“, macht Denk deutlich. Die E-volution hat längst begonnen.