Rasanter Umbau bei APP

In nur acht Tagen zum Rekordhalter
Jeder Handgriff sitzt. Und die Handgriffe müssen exakt in der vorgegebenen Reihenfolge ausgeführt werden. Der Einbau der TurboDryer z.B. konnte erst erfolgen, nachdem das Bohren und die anderen Arbeiten eine Etage höher abgeschlossen waren. Zuerst platzierte man einen TurboDryer nach dem anderen an den gelochten Walzen und begann dann, Stück für Stück die großen Kanalteile in die richtige Position zu bringen. Während in vier bis fünf Metern Höhe 1,5 m große Kanalstücke fixiert und verschraubt wurden, änderte der Kunde in diesem engen Bereich die Dampfleitungen seines Dampfsystems. Bohren, Schrauben und Schweißen auf engstem Raum verlangte der Mannschaft viel ab – jeder Handgriff musste passen, die Zeit war knapp.

Die Trockenpartie hatte, zusammenfassend gesagt, im oberen Teil eine gestützte Bahnführung, um die Anzahl der Abrisse zu senken und damit die Geschwindigkeit zu steigern. Der Umbau des unteren Teils dagegen sorgte für mehr Trockenkapazität, ohne dass die Anlage verlängert werden mussten.

Ungewöhnliche Wege. Um das rekordverdächtige Produktionstempo möglich zu machen, musste Voith auch andere Sektionen verändern. Und dabei ungewöhnliche Wege gehen: Die in der Nasspartie verwendeten besaugten Siebtische sind eine Neuentwicklung, die noch nie zuvor irgendwo eingebaut worden waren. Dabei saugt ein Ventilator das Wasser am Siebtisch ab, der Stoff wird sofort fixiert, was die angestrebte hohe Produktionsgeschwindigkeit ermöglicht. Zudem wurde an einer kritischen Stelle eine besaugte Walze installiert, um ein Abheben der Bahn zu vermeiden. Eher konventionell, aber ebenfalls wirkungsvoll waren die Umbauten an der Pressenpartie, wie Robin Liang erzählt: „Der Kunde hatte vorher keine Wasserschaber oder gut einstellbare Spritzwannen, deshalb gab es eine Rückbefeuchtung. Das aus der Papierbahn herausgepresste Wasser wurde zum Teil wieder auf diese zurückgeschleudert. Das passiert jetzt nicht mehr.“

Neue Erkenntnisse gewonnen. Am 29. Februar 2012, nach exakt acht Tagen Stillstand, lief APPs KM 6 im chinesischen Xiaogang wieder an. Schon einen Tag später produzierte sie hochwertigen Kunstdruckkarton mit einer Geschwindigkeit von 930 m/min. Am 18. April schließlich gelang es APP, 24 Stunden lang Karton mit einer Leistung von 1.103 m/min herzustellen. Nie zuvor hatte eine vergleichbare Maschine das geschafft. Und auch die Produktionsmarke von 4.000 t/d konnte überschritten werden.

Vorteilhaft neben dem Tempo ist zudem, dass APP den Energieverbrauch in Abhängigkeit von der produzierten Papiersorte steuern kann. Die neuen TurboDryer, die zusätzliches Gas verbrauchen, laufen nicht immer mit voller Leistung, da dies bei dünnen Sorten nicht notwendig ist.

Nicht nur auf dem Gebiet der Technik, sondern auch was die Organisation angeht, hat Voith in Xiaogang neue Erkenntnisse gewonnen. Robin Liang: „Manche Dinge bei solchen Projekten sind leichter zu managen, wenn der Auftragnehmer mit einer eigenen Montagefirma agiert.“ Diese Dienstleistung kann Voith nun in China bereitstellen. Dank eines Joint Ventures bietet Voith jetzt ein erweitertes Serviceportfolio an und vertieft gleichzeitig seine Wurzeln im wachstumsstarken chinesischen Markt. Das neue Gemeinschaftsunternehmen, die Voith Integrated Mill Service Company, Ltd., bietet Vollmontagen sowie eine professionelle Instandhaltung für Papierfabriken an. //