Das Unsichtbare sichtbar machen

Walzenbezug mit integriertem Messsystem beeindruckt Papierhersteller

22.10.2014 - Mit zwei innovativen Techniken ist es Propapier in Brandenburg gelungen, den vorhandenen Sizer und die Walzenbezüge zu optimieren und dabei gleichzeitig die Papierqualität zu verbessern. Außerdem konnten damit Kosten und Aufwand für künftige Wartungsarbeiten erheblich reduziert werden.

In Eisenhüttenstadt an der Oder produziert Propapier seit vier Jahren auf der PM 2 Wellpappenrohpapier zwischen 70 – 115 g/m². Die Produktions- und Technikleitung entschied im vergangenen Jahr, die zum Neubezug anstehenden Walzen des Sizers der PM 2 zu modernisieren: Die Walzen erhielten einen eVen Gummi-Polymerbezug mit einem integrierten HighTech-Messsysstem NipVision. Beide Produkte stammen von Voith. Drei Ziele wollte der Papierhersteller mit der Investition erreichen: die Druckverhältnisse im Walzennip und am Rakelnip sollten gleichmäßiger, die Temperaturen beim Stärkeauftrag niedriger und die Schleifintervalle für die Walzenbezüge länger werden. Würden alle Ziele erreicht, könnte die Fabrik die Oberflächenqualität des Papiers verbessern und zugleich die Wartungskosten für die Walzen massiv reduzieren. Die Auswertung der ersten Betriebsmonate, ergab, dass tatsächlich alle drei Ziele erreicht wurden.
Ein Echtzeit-Messsystem im Walzenbezug. NipVision besteht aus einem Glasfasergelege im Inneren des Walzenbezugs und einer externen Elektronikeinheit. Die Glasfasern haben die Funktion von Sensoren, sie erfassen Druck- und Temperaturverhältnisse im Walzenbezug und geben die Daten offline an die Elektronikeinheit. Die Mitarbeiter der Papierfabrik können dadurch die realen Verhältnisse im Walzenbezug und im Nip laufend und in Echtzeit prüfen. Steigen die Temperaturen zu stark an oder weichen die Druckverhältnisse über die Bahnbreite zu sehr voneinander ab, können die Papiermacher eingreifen und korrigieren. So werden Schäden am Walzenbezug durch zu hohe Temperatur vermieden und zugleich die Papierqualität verbessert.
Bevor Propapier sich für den Kauf der Bezüge inklusive der Sensorik entschied, hatte Voith mit NipVision bereits sehr gute Erfahrungen in anderen Papierfabriken und Anwendungen, wie Presse, Sizer und Kalander gesammelt. Eine Besonderheit in Eisenhüttenstadt war, dass NipVision gleichzeitig die Druckverhältnisse im Walzennip und auch im Rakelnip messen sollte. Die Fachleute bei Propapier und Voith waren entsprechend gespannt auf die ersten Ergebnisse – und sie wurden nicht enttäuscht: die neuen Walzenbezüge überzeugten im Praxiseinsatz sofort.
eVen Bezüge bestehen aus einer Gummi-Polymer-Matrix und wurden speziell für den Einsatz auf Leim- und Filmpressen entwickelt. Christian Schulze, Applikation Finishing, äußerte sich nach den ersten 16 Wochen begeistert: „Wir fahren die eVenSize Walzenbezüge jetzt bereits zweimal so lange wie bisher und ein Wechsel ist immer noch nicht in Sicht. Damit haben wir bisher schon die Kosten für einen Sondertransport für die Schleifarbeiten, die Schleifkosten selbst und Stillstandkosten des Aggregats gespart.“
Die neu ausgestatteten Walzen aus Eisenhüttenstadt wurden nach 20 Wochen Dauereinsatz zum ersten Mal ins Voith Service-Center nach Laakirchen gebracht. Messungen dort bestätigten, dass eVen robuster ist als konventionelle Sizerbezüge. Beim Walzenservice wurde die Rauigkeit der Bezüge gemessen und die Oberflächengüte analysiert. Beide Werte waren hervorragend in Anbetracht der Tatsache, dass die Bezüge 2 ½ mal länger im Einsatz waren als das früher eingesetzte Produkt. Auch der Materialabtrag beim Schleifen konnte sehr niedrig gehalten werden, so dass man die zu erwartende Gesamtlaufzeit der Bezüge aus heutiger Sicht sehr optimistisch betrachtet.
Das Mess- und Sensoriksystem NipVision zeigte im Streichaggregat von Propapier ebenfalls seine Stärken. Der Produktionsleiter Stefan Jürgen bestätigt, dass sich die Vorteile rechnen. „Die Temperaturkontrolle im Walzenbezug ermöglicht es uns, die normalen Schwankungen auszugleichen. Das schont nicht nur den Walzenbezug, sondern verbessert auch den Stärkeauftrag. Die Druckverhältnisse können wir mit Hilfe von NipVision weitgehend konstant halten. Für uns Papiermacher hat NipVision buchstäblich eine Vision wirklich werden lassen: Sehen, was unsichtbar ist!“.//