Die Rehabilitierung des Wasserkraftwerks Inga

Gewaltige Potentiale erschließen

Schritt für Schritt in die Zukunft mit Wasserkraft

Mit der Modernisierung des Wasserkraftwerks Inga 1 in der Demokratischen Republik Kongo profitiert die nationale Bevölkerung von einer Stabilisierung der Stromversorgung. Doch das Potential der Wasserkraft für das zentralafrikanische Land ist wesentlich größer.

Henri Makap A. Muteb arbeitet an einer Vision, die so groß ist, dass sie die Grenzen seines Heimatlandes überschreitet. Er ist Produktionsleiter West bei SNEL, der Société Nationale d'Electricité, der staatlichen Stromversorgungsgesellschaft der Demokratischen Republik Kongo. Die Vision trägt den Namen Grand Inga.

Makap nennt Grand Inga „ein Megaprojekt“. Es fasst die Zukunftspläne für das Wasserkraftwerk Inga im Südwesten des Landes am Kongo River zusammen. Der Fluss mit dem größten Wasserkraftpotential der Welt macht die Demokratische Republik Kongo zu einem bedeutenden Standort für Wasserkraft in Afrika – mit 46.000 MW entfällt knapp die Hälfte davon auf den Standort Inga.

Das Wasserkraftwerk Inga liegt im Südwesten der Demokratischen Republik Kongo am Kongo River
Die Wasserkraft ist das große Privileg, das wir in der Demokratischen Republik Kongo haben. Sie ist eine Energie der Zukunft, die keine Umweltverschmutzung verursacht.
Henri Makap A. Muteb, Produktionsleiter West SNEL
Die Wasserkraft ist das große Privileg, das wir in der Demokratischen Republik Kongo haben. Sie ist eine Energie der Zukunft, die keine Umweltverschmutzung verursacht.
Henri Makap A. Muteb, Produktionsleiter West SNEL
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Ein Bruchteil des Potentials am Standort Inga ist bisher ausgeschöpft, nur 9% der Bevölkerung hat Zugang zu Elektrizität und das Wirtschaftswachstum ist eng verknüpft mit der Energieversorgung. Häufige Ausfälle gehören zum Alltag.

Wenn es Muteb und seinen Kollegen gelingt Schritt für Schritt die Finanzierung für die nächste Phase von Grand Inga zu sichern, wird Inga nicht nur die nationale Bevölkerung und Industrie mit Energie versorgen. „Die Bedeutung von Grand Inga liegt in der Möglichkeit zum Export von Wasserkraft, denn durch die Erzeugung von Wasserkraft für Afrika und für die Welt wird es vom Epizentrum aus zu weit verzweigten Infrastrukturprojekten kommen“, berichtet Makap. Das Potential von Inga ist so gewaltig, dass sogar der Mittlere Osten und Europa mit Strom beliefert werden könnten.

Wird das Potential voll ausgeschöpft, können am Standort Inga bis zu 46.000 MW an Energie gewonnen werden.

Die erfolgreiche Modernisierung von Inga 1

Bis die Vision Wirklichkeit ist, ist es noch ein weiter Weg für die SNEL. Erste Schritte auf dem Weg zum großen Ziel waren jedoch bereits erfolgreich. Im Juli 2013 fiel, mit einer Finanzierung durch die Weltbank, der Startschuss für Inga 1 – eine umfangreiche Modernisierung von zwei Generator-Turbinen-Einheiten, die im Juni 2018 erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Zwei weitere Einheiten sind parallel in der Rehabilitierung im Projekt Inga 2.

Im Kraftwerk, das bereits Anfang der 70er Jahre in Betrieb ging, hatten zum Projektstart einige der Maschinen bis zu 200.000 Betriebsstunden auf dem Buckel. „Normalerweise müssen Maschinen wie die von Inga 1 schon nach 40.000 Betriebsstunden gründlich überholt werden“, berichtet Makap. Für Stéphane Francin, Projektmanager für Inga 1 bei Voith Hydro, auch deshalb ein herausforderndes Projekt:

Eine Rehabilitierung ist in der Regel komplexer als der Bau einer neuen Anlage. Dies ist auf die technischen Rahmenbedingungen der bestehenden Anlage zurückzuführen. Auch die Lücke zwischen den Technologien der 70er Jahre und moderner Technologie ist groß.
Stéphane Francin, Projektmanager Voith Hydro

Stolz blickt Francin nun zurück auf ein Projekt, in dem es ihm und seinem Team von Voith, Projektpartner Elecnor, Fichtner und der SNEL gemeinsam gelang, diese Lücke zu schließen und den Wirkungsgrad der Maschinen im Zuge der Rehabilitierung zu erhöhen. „Die SNEL hat nun eine moderne, robuste und zuverlässige Anlage, die den Betrieb vereinfacht und den Ertrag berechenbar und stabiler macht.“

Als Ergebnis der Rehabilitierung werden die beiden neuen Einheiten mit jeweils 58,5 MW Leistung auch künftig zu einer sicheren Energieversorgung in der Demokratischen Republik Kongo beitragen.

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Betriebsstunden hatten die Maschinen von Inga 1 vor der Rehabilitierung auf dem Buckel.

Lokale Herausforderungen bewältigen

Nicht nur technisch war die Rehabilitierung von Inga 1 eine Herausforderung. „Örtliche Gegebenheiten und Vorschriften ändern sich schnell und erfordern ein hohes Maß an Reaktionsfähigkeit“, berichtet Stéphane Francin. In einem Land, in dem in manchen Regionen Krieg herrscht und die Infrastruktur veraltet ist, ist es nicht leicht, den Import und Transport von Maschinen zu organisieren und Ausrüstung und Personen logistisch zu koordinieren.

Für Francin liegt der Schlüssel zum Erfolg in der engen Zusammenarbeit mit dem Kunden und Experten vor Ort: „Alle Teams arbeiteten eng zusammen, um die technische Ausführung, die Einhaltung der Planung und die Lösung von Problemen auf dem Weg zu sicherzustellen. Wöchentliche Treffen, vierteljährliche Steuerungsgespräche und monatliche Fortschrittsberichte wurden ebenso wie regelmäßige Meetings mit der Weltbank durchgeführt.“

Gerüstet für die nächsten 30 Jahre mit Spitzentechnologie

Henri Makap A. Muteb blickt zurück auf ein erfolgreiches Projekt. Im hohen Investitionsvolumens sieht er ein Investment in die Zukunft: Die Instandsetzung der Maschinen soll für die nächsten 20 bis 30 Jahre vorhalten.

Und auch auf anderer Ebene zahlt sich das Projekt für ihn, das Team von Inga und die lokale Bevölkerung aus: Wichtige Arbeitsplätze sind entstanden. Der durch den Einsatz modernster Technologien und umfangreiche Schulungen erfolgreiche Wissenstransfer hat den Standort Inga für die Zukunft gerüstet:

Wir brauchen keine Minderwertigkeitskomplexe zu haben, wenn wir auf andere europäische Wasserkraftwerke blicken, denn auch bei uns kommt absolute Spitzentechnologie zum Einsatz – nicht zuletzt dank der Arbeiten, die wir mit Voith in Inga 1 und Inga 2 durchgeführt haben.
Henri Makap A. Muteb, Produktionsleiter West SNEL

Leistungsumfang Inga 1

  • Rehabilitierung von 2 Turbinen-Generatoren Einheiten
  • Elektrische Ausrüstung & Steuerungstechnik

Technische Daten Turbine

  • vertikale Francis-Turbinen
  • 58,5 MW Leistung
  • Fallhöhe 50 m
  • Durchfluss 140m³/s
  • Sychrondrehzahl 136,4 rpm

Technische Daten Generator

  • Leistung 65 MVA
  • Spannung 11kV
  • Frequenz 50Hz
  • Cos Phi 0,85

Finanziert wurde das Projekt durch die Weltbank im Projekt PMEDE, einem Projekt zur Unterstützung der Energieversorgung in der Demokratischen Republik Kongo

59
MW Leistung speist jede der neuen Einheiten künftig ins Netz ein
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