Die Produktionslinie 8 in Kehl: Eine der leistungsstärksten Spezialpapiermaschinen der Welt
Mit einer Investitionssumme von 300 Millionen Euro war der Bau der Produktionslinie 8, bestehend aus Papiermaschine 8 und Streichmaschine 8, die größte Einzelinvestition in der Geschichte von Koehler. Ausgelegt für rund 100.000 Tonnen pro Jahr, produziert sie ein umfangreiches Portfolio an Standardpapieren und Papieren mit funktionalen Oberflächen für flexible Verpackungen. 2019 ging die Produktionslinie 8 in Betrieb.
Herzstück der Papiermaschine 8: der Yankee-Zylinder mit 730 cm Durchmesser, der dem Papier eine einzigartige Glätte verleiht. Die PM 8 ist 1.400 m/min schnell und produziert mit einer Arbeitsbreite von 426 cm. Die Papiere erhalten auf der Streichmaschine 8 verschiedene Funktionsstriche, dabei können bis zu drei Striche in einem Durchgang aufgetragen werden, was die Streichmaschine besonders macht.
Papiermaschine 8
Streichmaschine 8
Gemeinsam treten Koehler und Voith an, die Welt der Verpackung zu verändern und ein Stück nachhaltiger zu gestalten
150 Millionen Tonnen Plastikmüll schwimmen laut Greenpeace in den Meeren, ein erheblicher Teil davon sind Verpackungen. Die Verpackungsindustrie erlebt deshalb einen enormen Veränderungsdruck. Während die Kunststoffbranche über ihre Probleme nachdenkt, hat Koehler Paper dieses Potential erkannt. Eine zukunftsweisende Lösung: Verpackungen aus Papier. Aus nachhaltigen Materialien gewonnen, mehrfach recycelbar und einfach kompostierbar, stellen diese eine überzeugende Alternative zu Plastikverpackungen dar. Die Koehler NexPlus® Papiere aus dem Programm haben das Ziel, Kunststoffe in vielen Anwendungsbereichen der Primär- und Sekundärverpackungen abzulösen.
Nachhaltigkeit beschränkt sich bei Koehler nicht nur auf die Art des Wirtschaftens, sondern beeinflusst das Denken und Handeln in jedem Aspekt. Mit Ressourcen wie Wasser wird verantwortungsvoll umgegangen. Der Zellstoff für die Herstellung von Frischfaserpapieren kommt aus zertifizierter, nachhaltiger Forstwirtschaft und kontrollierten Quellen. Durch kontinuierliche interne Verbesserungsprozesse arbeiten bei Koehler alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit, Ressourcen einzusparen, Prozesse zu verschlanken und Abläufe zu optimieren. So wurde das Unternehmen in vielen Bereichen zum Benchmark der Branche.
Aus der Tradition eines Familienunternehmens und Full-Line-Anbieters heraus sieht auch Voith sich einem umweltbewussten, gerechten und langfristig erfolgreichen wirtschaftlichen Handeln besonders verpflichtet. Das Unternehmen setzt sich dafür ein, einen messbaren und sichtbaren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Geschäftstätigkeiten, der Gesellschaft und der Umwelt zu leisten und dabei als Impulsgeber eine führende Rolle einzunehmen. Bei der ressourcenschonenden Herstellung von Papier adressiert der Technologieführer die globalen Megatrends wie Dekarbonisierung, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft.
Ein neuer Geschäftsbereich entsteht und beginnt mit einer Großinvestition
Für die neue Papier- und Streichmaschine hat Koehler eine Investition in Höhe von 300 Millionen Euro getätigt. Kaum ein Familienunternehmen von der Größe von Koehler kann eine derartige Investition stemmen. Auch Koehler kann es nur, weil in der Vergangenheit nachhaltig gewirtschaftet wurde.
Die Entscheidung, in einen neuen Geschäftsbereich zu investieren, war eine strategische Entscheidung.Koehler hat jahrhundertelange Expertise in der Papiermacherei und transferiert dieses Know-How jetzt in ein neues Feld. In ein Feld, das in Zeiten von Klimawandel und Nachhaltigkeitsbestrebungen rasant an Wichtigkeit bekommt.
Nachdem die Entscheidung für die Investition in eine neue Produktionslinie für die flexiblen Verpackungspapiere gefallen war, stand die Auswahl eines passenden Partners an. Voith als Full-Line-Anbieter für die Papierindustrie war dabei die erste Wahl. Bereits seit vielen Jahren engagiert sich Voith stark für die Entwicklung von nachhaltigen Produkten und Prozessen. Mit seinen Innovationen nimmt das Unternehmen eine technologieführende Rolle ein.
Erfolgreiche Teamleistung – Von gemeinsamer Entwicklungsarbeit und Rekordbauzeit zur anschließenden Inbetriebnahme
Mit der Entscheidung, die neue Produktionslinie 8 zu bauen, starteten bei Koehler umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Im hauseigenen Labor wurden unter Hochdruck und mit viel Erfindergeist rund 200 Materialscreenings durchgeführt, neue Ziel-Anwendungen definiert und schließlich Produktkonzepte für neue Märkte aufgestellt. Die Herausforderung: Materialien zu finden, die nicht nur den regulatorischen Anforderungen gerecht werden, sondern auch bei einer Weiterverarbeitung dauerhaft die gewünschten, anwendungstechnischen Eigenschaften aufweisen. Dazu zählen bei den flexiblen Verpackungspapieren insbesondere die Faktoren Festigkeit, Haltbarkeit sowie Aroma und Inhaltsschutz, eine wichtige Rolle.
Parallel zum Aufbau der Papiermaschine montierte das Team in der Nebenhalle die Streichmaschine, die der Produktionslinie ihre einzigartige Flexibilität verleiht.
Als die Forschungs- und Entwicklungsarbeit sowie die Konzeption abgeschlossen war, wurde innerhalb von nur zweieinhalb Jahren die Produktionslinie 8 am Standort Kehl errichtet. Eine wichtige Rolle während der Bauphase spielte das große Vertrauen zwischen Koehler und Voith. Nur die Kombination der technischen Expertise beider Unternehmen ermöglichte die erfolgreiche Umsetzung des zeitlich ambitionierten Projekts.
Die Inbetriebnahme der Produktionslinie 8 erfolgte in Teams, die aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Produktion, der Technik und der Technologie von Koehler sowie von Voith zusammengestellt wurden. Dabei wurden die einzelnen Segmente der Papier- sowie Streichmaschine chronologisch getestet, zunächst ohne Papier, stattdessen mit Wasser. Ab dem Stichtag „Stoff auf dem Sieb” startete das Team damit, Papierrohmasse aus dem Pulper auf die Papiermaschine zu geben. In Zeitfenstern von bis zu mehreren Tagen wurden die einzelnen Maschinensegmente so nacheinander ausführlich getestet und auch anspruchsvolle Maschinenabschnitte, wie beispielsweise die Pressenpartie und die Trockenpartie, erfolgreich in Betrieb genommen.
Papiermaschine 4.0
Für die Instandhaltung der Anlage setzt Koehler auf das digitale Überwachungs-, Analyse-, und Diagnosesystem „OnCare.Health” von Voith. Das System kombiniert das Fachwissen von Voith in Technik und Wartung mit der langjährlichen betrieblichen Fachexpertise von Koehler. So war es möglich, eine vorbeugende Wartung zu integrieren, die auf die Anlage in Kehl individuell zugeschnitten ist. Damit ist die PM 8 nicht nur besonders zuverlässig, sondern auch vollkommen steuerbar. Der Digitalisierungsgrad ist im Vergleich zu anderen Papiermaschinen sehr hoch und liefert viele Messdaten.
Bei unerwarteten Messungen löst OnCare.Health sofort Alarm aus. Da alle Messdaten langfristig
gespeichert werden, können zudem Trends und zukünftige Entwicklungen abgeleitet werden. Dank vielfältiger Schnittstellen ist ein einfacher Datenaustausch mit Fremdsystemen möglich. Das OnCare.Asset von Voith garantiert bei der Produktionslinie einen transparenten Instandhaltungsprozess und eine Materialbestandsverwaltung in der gesamten Papierfabrik. Für die Stabilisierung und Optimierung der Produktqualität und des gesamten Produktionsprozesses der Papiermaschine 8 beauftragte Koehler zudem bei Voith die Integration des OnQuality Qualitätsleitsystems (QCS) inklusive Scanner und Sensoren.
Ein technisches Meisterwerk
Bestehend aus BlueLine Stoffaufbereitung, Wet End Prozess, XcelLine Papiermaschine, Offline- Streichmaschine und VariPlus Rollenschneider von Voith zählt die Produktionslinie 8 zu einer der leistungsstärksten Spezialpapiermaschinen der Welt. Rund 4.000 Messinstrumente und nochmals genauso viele Bewegungszylinder, Klappen und Steuerungselemente spielen hochautomatisiert zusammen, um das Spezialpapier zu produzieren. Ganz nach dem Koehler Motto „Optimierung bis ins kleinste Detail” werden an der Papier- sowie Streichmaschine immer noch Feinjustierungen vorgenommen, um die maximale Leistung herauszuholen und den ganzen Prozess weiter zu optimieren.
Um die 150 m lange Papiermaschine mit einer Siebbreite von 5.000 mm zu errichten, waren 4.000 Tonnen Betonstahl im Rohbau, 28.000 m3 Beton, 120.000 Kalksteine, 1.250 km Kabel und Leitungen sowie 62,6 km Rohrleitungen notwendig. Insgesamt arbeiteten 750 Arbeiterinnen und Arbeiter an der Baustelle. Ein besonderes technisches Highlight bei der Produktionslinie 8 stellt der MG-Zylinder mit einem Durchmesser von mehr als 7.300 Millimeter dar, der weltweit größte seiner Art. Während der Produktion sorgt dieser für eine einzigartige Glätte des Papiers, die bei der Weiterverarbeitung von hoher Bedeutung ist. Eine innovative Nipcorrect Fullflex-Walze ermöglicht als Presswalze an dem MG-Zylinder über die gesamte Breite eine ideale Linienkraftverteilung.
Mit der Papiermaschine wurden nicht nur neue Maßstäbe gesetzt, sondern auch viele Rekorde gebrochen. Der Bedeutendste: Mit einer durchgängigen Geschwindigkeit von 1.400 m/min über einen Zeitraum von 24 Stunden ist es die schnellste MG-Papiermaschine der Welt. Sie ist gleichermaßen hochwertig wie technologisch anspruchsvoll.
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