History and Engineering Ernst Schneider

Geschichte und Technik

Faszination Voith Schneider Propeller (VSP)

Ernst Leo Schneider (1894-1975)

    Schon 1923 begann Ernst Schneider, sich mit der Entwicklung von Propellern zu beschäftigen. Seine erste Idee, ein „Schraubenpropeller mit Vogelflügelprofil“, brachte leider noch keine Vorteile gegenüber der bekannten Technik. Aber Ernst Schneider ließ sich vom ersten Misserfolg nicht entmutigen, er war unablässig kreativ tätig und löste vier Jahre später mit dem Grundpatent zum späteren Voith Schneider Propeller (VSP) eine schiffstechnische Revolution aus.

    Schneider, am 18. Juni 1894 im mährischen Gaya geboren, studierte Maschinenbau in Wien. Er galt als zielstrebiger junger Mann, der die physikalischen Grundlagen perfekt beherrschte und somit eine solide Basis für seine Erfindungen hatte. Wichtig war ihm bei seinen Neuentwicklungen stets der offensichtliche Nutzen in der Praxis.

    Die Initialzündung zur Erfindung des VSP war 1925 ein Artikel über den so genannten Welsantrieb, ein Antrieb, der sich an der Bewegung von Fischen orientierte. Schneider erkannte dessen technische Mängel und wurde nun durch diese Kopie der Fischpropulsion zu seinem großen erfinderischen Schritt motiviert. Nach Wochen intensiver, kreativer Arbeit mit vielen Höhen und Tiefen lag dann das neue Antriebskonzept vor.

    Das große Glück des Erfinders waren enge private Kontakte zu dem Voith Ingenieur Ludwig Kober. Ludwig Kober unterstützte Schneider fachlich und finanziell. Ernst Schneiders Idee wurde durch ihn von der Firma Voith aufgegriffen und dank des Engagements der Voith Ingenieure erfolgreich auf den Markt gebracht.

    Portrait Ernst-Schneider
    Ernst Leo Schneider (1894-1975), Erfinder eines regulierbaren Schaufelrads – Grundlage für den Voith Schneider Propeller
    Handskizze eines Vogelflügelprofils von Patentsachbearbeiter E. Seibold im Gutachten vom 13. Mai 1925
    Handskizze eines Vogelflügelprofils von Patentsachbearbeiter E. Seibold im Gutachten vom 13. Mai 1925
    Voith-Ingenieur Ludwig Kober vor der Stromturbine von Suess an der Donau
    Voith-Ingenieur Ludwig Kober vor der Stromturbine von Suess an der Donau

    Seine ersten Versuche hatte Ernst Schneider noch durch Nachhilfeunterricht seiner Studienkollegen finanziert. Ermutigt durch seinen Erfolg gab Ernst Schneider nun endgültig seinen Forschungen den Vorrang vor seinem Studium. Trotzdem nannten ihn alle angesichts seiner Leistungen „Herr Ingenieur“.

    Schneider entwickelte als freier Erfinder mit Voith-Ingenieuren zunächst aus St. Pölten und später aus Heidenheim das System weiter, das Antrieb und Ruder zugleich ist. 1927 fuhr das erste von Voith finanzierte Versuchsschiff „Torqueo“ und überzeugte, weil es eine volle Wende um die Längsachse in zehn Sekunden schaffte. 

    Versuchsboot mit dem Wels’schen Translationsantrieb, einem der Fortbewegung der Fische nachgebildeten Antrieb mit einer oder mehreren Treibflächen
    Versuchsboot mit dem Wels’schen Translationsantrieb, einem der Fortbewegung der Fische nachgebildeten Antrieb mit einer oder mehreren Treibflächen
    Zeichnung von Ernst Schneider
    Erstes Modell des Erfinders
    Erstes Modell des Erfinders
    Österreichische Patentschrift für ein „Schaufelrad“, ausgegeben am 25. Februar 1927
    Österreichische Patentschrift für ein „Schaufelrad“, ausgegeben am 25. Februar 1927
    Versuchsboot „Torqueo“ bei einer Vorführfahrt im Hafen von Rotterdam
    Versuchsboot „Torqueo“ bei einer Vorführfahrt im Hafen von Rotterdam
    VSP-Anordnung unter dem Heck der „Torqueo“
    VSP-Anordnung unter dem Heck der „Torqueo“

    Heute ist der VSP überall im Einsatz, wo es um schnelle, akkurate und effiziente Manövrierbarkeit geht, zum Beispiel bei Offshore-Support-Schiffen, Schleppern, Doppelendfähren und vielen Spezialschiffen. Bisher wurden 4500 VSPs gebaut, der Voith Schneider Propeller bewährt sich seit 1927 in der Praxis.

    Ernst Schneider starb am 1. Juni 1975 in Wien.

    Geburtshaus von Ernst Leo Schneider

    Das Geburtshaus von Ernst Leo Schneider mit der Hausnummer 16 befindet sich auf dem Hauptplatz der Stadt Kyjov (Gaya) in Tschechien. Das ursprüngliche Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, seit 1904 Stadthaus von Max Bader, ist auch ein Kulturdenkmal.

    Geburtsort von Ernst Leo Schneider
    Geburt Ernst Schneider

    Der Voith Schneider Propeller (VSP) ist bis heute ein revolutionärer Schiffsantrieb

      Das Prinzip des VSP ist einfach: Auf einer kreisförmigen Scheibe am Schiffsboden sind senkrecht bewegliche und steuerbare Flügelblätter angebracht – je nach Typ zwischen vier und sechs. Rotiert die Scheibe, wird Schub erzeugt. Die Drehzahl der Scheibe bestimmt dessen Kraft, die Stellung der Flügel seine Richtung.

      Kein Wunder, dass sich dieses Konzept seit beinahe 100 Jahren in verschiedensten Anwendungen bewährt – wie beispielsweise bei Hafenschleppern, Fähren, Yachten oder Offshore-Versorgungsschiffen. Also überall dort, wo präzises Manövrieren und Positionieren auch unter schwierigen Bedingungen gefragt ist. Die Gründe für diesen lang anhaltenden Erfolg liegen aber auch in der hohen Zuverlässigkeit und dem geringen Wartungsaufwand. Zudem minimiert die hervorragende Effizienz des VSP Leistungsanforderungen und senkt Kraftstoffverbrauch bei gleichzeitiger Maximierung der Sicherheit für Schiff und Umwelt.

      Voith Schneider Propeller (VSP)
      Voith Schneider Propeller (VSP)

      Durch seine Bauweise erzeugt der Voith Schneider Propeller (VSP) Schub in jede beliebige Richtung. Er ist daher Antrieb und Steuerung in einem. Dank kurzer Reaktionszeiten auf Steuerbefehle ermöglicht der VSP zudem auch unter widrigen Bedingungen schnelles, sicheres und präzises Manövrieren.

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      Elektrischer Voith Schneider Propeller (eVSP)
      Elektrischer Voith Schneider Propeller (eVSP)

      Der elektrische Voith Schneider Propeller (eVSP) verbindet alle Vorteile des VSP mit dem Elektromotor des Voith Inline Thruster. Das Ergebnis ist eine zuverlässige, energieeffiziente, umweltschonende und kompakte Antriebseinheit, die ideal für Offshore- und Fähranwendungen sowie zum Einsatz in Schleppern optimiert ist. Der eVSP erreicht wie der konventionelle VSP maximalen Schub in sämtliche Richtungen – stufenlos und mit höchster Präzision.

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