Abenteuer InBETRIEBnahme

Offene Stellen in der Inbetriebnahme

Komplexe Wasserkraftprojekte in fernen Ländern und fremden Kulturen realisieren – der Beruf des Inbetriebnehmers ist ebenso faszinierend wie fordernd. Simon Walch ist seit 2018 als Head of Commissioning für Voith Hydro in Heidenheim tätig. Von dort aus koordiniert er unter anderem die Arbeit an Wasserkraftprojekten in Westeuropa, Afrika und Teilen Asiens.

Herr Walch, durch Ihre Arbeit bei vielen internationalen Projekten kennen Sie das Berufsbild des Inbetriebnehmers aus erster Hand. Was ist für Sie das Reizvolle an diesem Beruf?

Da gibt es mehrere Punkte – einer ist die technische Herausforderung: Man bekommt in sehr kurzer Zeit einen umfassenden Überblick der Gesamtanlage, den sonst kaum jemand hat. Man kennt vom Generator über die Turbine, Hilfssysteme, Nebenanlagen und Leittechnik irgendwann das ganze Kraftwerk wie seine Westentasche und lernt dabei noch jeden Tag etwas Neues. Außerdem ist es ein sehr anspruchsvoller Beruf im Sinne der Arbeitsaufgaben.
Wir müssen Probleme lösen und Fehler oder Störungen beheben, dabei oft improvisieren und unter Zeitdruck möglichst schnell eine saubere und wirtschaftliche Lösung finden. Von Anfang an wird man extrem gefordert.


Bereits 2013 kam Simon Walch zu Voith Hydro. Nach verschiedenen Einsätzen als Turbineninbetriebsetzer wurde Walch im Rahmen des Pumpspeicherkraftwerk-Projekts Ingula (Südafrika) zum Inbetriebnahmeleiter berufen.

Als Person wächst man unglaublich in diesem Beruf, weil man viel Verantwortung übernimmt und auch mit ihr umgehen muss.
Simon Walch, Head of Commissioning, Voith Hydro
ZAF
Südafrika
Das Pumpspeicherkraftwerk
Ingula trägt erheblich
dazu bei, das Stromnetz
des Landes zu stabilisieren.

Mehr erfahren über Ingula


Planung

Jeder Inbetriebnahme geht das Studium des Vertragstextes, sowie die Abstimmung mit Konstrukteuren, Monteuren und dem Kunden voraus.

Kontrolle

Noch im Büro, definiert der Inbetriebnehmer den Testumfang und Ablauf, wählt die Messgeräte und Werkzeuge aus.

Testläufe

Je nach Kraftwerkstyp und Lieferumfang werden über mehrere Tage oder Wochen Tests gefahren. Zuerst werden die einzelnen Systeme „trocken“, also im Stillstand, in Betrieb gesetzt. Wenn alle Systeme so weit sind, beginnt die sogenannte Nassinbetriebnahme. Dabei ist der Maschinensatz erstmals im Realbetrieb.

Reporting

Nach der Inbetriebnahme bekommen alle involvierten Fachabteilungen eine Rückmeldung. Das Feedback hilft, aus etwaigen Fehlern zu lernen und die Systeme weiter zu optimieren.

Haben Sie sich auch schon einmal in einer brenzligen Situation wiedergefunden?

Ja, in Island sind wir auf dem Heimweg in einen heftigen Schneesturm geraten. Die Sicht fiel auf null und zwei von vier Fahrzeugen blieben stecken. Wir mussten zusammenrücken und uns 30 Kilometer weit durchkämpfen, das hat über drei Stunden gedauert. Am nächsten Tag zog das Kundenpersonal dann bei strahlendem Sonnenschein unsere Fahrzeuge zurück auf die Straße. Wir haben uns nach Feierabend mit ein paar Bier bedankt. Generell arbeiten wir auch da, wo die Lage angespannt oder eine Klinik weit entfernt ist. Deswegen erstellt Voith Sicherheitskonzepte und kann im Notfall Mitarbeiter evakuieren oder Einsätze auch mal verschieben.

ISL
Island
Seit 2018 hilft ein akustisches
Überwachungssystem,
das auf Machine Learning und
künstlicher Intelligenz
basiert, bei der vorausschauenden
Wartung des Kraftwerks
Budarhals.

Mehr erfahren über Budarhals


Hilft gerade diese sehr enge Zusammenarbeit mit Kunden, eigene fachliche und menschliche Kompetenzen auszubauen?

Ja, definitiv. Man wird mit vielem konfrontiert, das einem im normalen Bürojob nie begegnen würde. Zum Teil ist man draußen auf sich allein gestellt, wenn ein Problem auftaucht. Für Diskussionen oder Rückfragen gibt es dann nicht viel Zeit. Es liegt in der Verantwortung des Inbetriebnehmers, eine Lösung zu finden, schnell eine Entscheidung zu treffen und sie dann durchzusetzen. Das ist sehr anspruchsvoll und verursacht viel Stress. Ich finde es aber auch toll, weil man sofort die Früchte seiner Arbeit sieht.

Als Inbetriebnehmer bei Voith hat Simon Walch bereits an zahlreichen Projekten im Ausland mitgewirkt. 2017 leitete er die Inbetriebnahme des Projekts Lam Ta Khong in Thailand.

THA
Thailand
Im Rahmen eines
Ausbauprojekts hat Voith die
Kapazität des
Pumpspeicherkraftwerks Lam
Ta Khong auf 1.040 MW
verdoppelt.

Welche Rolle spielen bei den Auslandsaufenthalten die Sprachkenntnisse und ein interkulturelles Verständnis?

Viele unserer Baustellen werden in Englisch abgewickelt, die Sprache ist die Grundvoraussetzung. Daneben bilden Portugiesisch und Französisch weitere Hauptsprachen. Oft hat man es auch mit lokalem Personal zu tun, das keine Fremdsprachen beherrscht, und muss sich dann „mit Händen und Füßen“ verständigen.

Selbstbewusstsein, Offenheit und Kollegialität – das ist es, worauf es im Beruf des Inbetriebnehmers neben den rein fachlichen Kompetenzen ankommt, findet Simon Walch.

Man leidet gemeinsam, man genießt die Erfolge gemeinsam: Es ist ein viel intensiveres Zusammenarbeiten.
Simon Walch, Head of Commissioning, Voith Hydro

Welches war Ihr bislang größter Glücksmoment nach einer erfolgreichen Inbetriebnahme?

Das war beim Auftrag Ingula in Südafrika, einem komplexen Projekt mit vielen Gewerken. Ich hatte gerade mit der Inbetriebnahmeleitung angefangen und 40 Kollegen aus 20 Nationen in meinem Team. Die Trockeninbetriebnahmephase war sehr anspruchsvoll. Der Moment, als wir dann die erste Maschine angedreht haben und alles funktioniert hat, war für das ganze Team und für den Kunden einfach ein Highlight. Wir haben alle darauf angestoßen – mit alkoholfreiem Sekt.

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Letzte Aktualisierung: 15.10.2020

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