Interview mit Dr. Michael Weiß, CTO bei Voith Paper Interview mit Dr. Michael Weiß, CTO bei Voith Paper

Nachhaltigkeit in der Papierbranche

Interview mit Dr. Michael Weiß, CTO bei Voith Paper

Dr. Michael Weiß startete zum 1. Februar 2022 in seiner neuen Rolle als Chief Technology Officer und Mitglied der Geschäftsführung Voith Paper. Seit 2006 ist Dr. Michael Weiß in verschiedenen Funktionen an der Entwicklung richtungsweisender Technologien und Innovationen bei Voith Paper beteiligt. Seit 2017 führte er als VP New Business & Research das Innovationsmanagement, die Simulationsabteilung und das Zentrallabor bei Voith Paper.

Als CTO wird er seine langjährige Erfahrung im Bereich Forschung und Entwicklung einbringen, um die Voith Paper-Innovationsstrategie rund um die Differenzierungsmerkmale Nachhaltigkeit, Effizienz und Full-Line-Anbieter voranzutreiben. Dabei gilt es vor allem, Antworten auf die Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu finden und sie für die Papierbranche nutzbar zu machen.

Dr. Michael Weiß, Chief Technology Officer bei Voith Paper
Als Full-Line-Anbieter liefert Voith Paper ganzheitliche und kundenorientierte Lösungen aus einer Hand für einen effizienten und nachhaltigen Papierherstellungsprozess. Nachhaltigkeit spielt eine wesentliche Rolle in der Voith-Strategie. Wir möchten branchenweit Impulsgeber sein und sehen uns als Familienunternehmen einem ökologischen, fairen und wirtschaftlich langfristig erfolgreichen Wirtschaften verpflichtet.
Dr. Michael Weiß, Chief Technology Officer bei Voith Paper

Mit welchen Technologien unterstützen Sie die Kreislaufwirtschaft?

Als Full-Line-Anbieter liefert Voith Paper ganzheitliche und kundenorientierte Lösungen aus einer Hand für einen effizienten und nachhaltigen Papierherstellungsprozess. Mit den XcelLine Papiermaschinen bietet Voith effiziente Papierherstellung für jede Papiersorte, und mit den innovativen Stoffaufbereitungsprodukten der BlueLine profitieren Kunden von maximaler Effizienz und Rohstoffausbeute. Die Digitalisierungslösungen aus dem Papermaking 4.0-Portfolio nehmen mit Blick auf maximale Ressourceneffizienz und Anlagenverfügbarkeit eine zunehmend wichtigere Rolle in der Papierherstellung ein. Auch das breite Spektrum an Verbrauchsgütern und Ersatzteilen, das Voith in die Papierindustrie liefert, leistet einen wichtigen Beitrag zu niedrigstem Energieverbrauch, hoher Maschineneffizienz und Anlagenverfügbarkeit.

Was unternehmen Sie, um den Energiebedarf Ihrer Produktion zu minimieren?

Nachhaltigkeit spielt eine wesentliche Rolle in der Voith-Strategie. Wir möchten branchenweit Impulsgeber sein und sehen uns als Familienunternehmen einem ökologischen, fairen und wirtschaftlich langfristig erfolgreichen Wirtschaften verpflichtet. Mithilfe von neuen Technologien wird die Energie- und Ressourceneffizienz unserer Produktionsprozesse kontinuierlich optimiert. Unser Engagement im Bereich Nachhaltigkeit machen wir mit unserem Nachhaltigkeitsbericht transparent und messbar. Seit 2022 sind alle Aktivitäten an den Voith-Standorten weltweit klimaneutral. Die Rating Agentur ISS ESG hat Voith für sein Nachhaltigkeitsengagement mit der Bewertung B- ausgezeichnet. Auf der Basis von über 100 Kriterien wurde die Leistung von Voith im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung überdurchschnittlich bewertet. Voith gehört damit zu den drei besten Unternehmen innerhalb der Branche Anlagen- und Maschinenbau weltweit.

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Seit 2022 sind alle Aktivitäten an den Voith-Standorten weltweit klimaneutral.

Welche Herausforderung gilt es aktuell zu bewältigen? Welche Lösungen bietet Voith Paper an?

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Der tatsächliche Frischwasserverbrauch reduziert sich durch das Wassermanagement-Konzept AquaLine Zero pro Kilogramm produziertem Papier auf nur noch etwa 1,5 Liter.

Hier sind mehrere Faktoren zu nennen. Ein entscheidender ist die Verfügbarkeit und Qualität des Rohstoffes für die Papierherstellung, d.h. die Zellulosefasern und das Altpapier. In Europa ist die Recyclingquote bereits heute auf einem sehr hohen Niveau. Derart hohe Wiederverwertungsraten erfordern eine besonders faserschonende Aufbereitung des Rohstoffs Altpapier, um beispielsweise das Festigkeitspotential des Rohstoffs zu erhalten. Solche Technologien und Lösungen werden bei einer Erhöhung der Recyclingquote weiter an Bedeutung gewinnen, da die Qualität des Rohstoffs bzw. eine qualitativ hochwertige Aufbereitung des Rohstoffs auch einen entscheidenden Einfluss auf die gesamte Wirtschaftlichkeit und Effizienz des Papierherstellungsprozesses hat. Mit der BlueLine Stoffaufbereitung bietet Voith das weltweit ressourcenschonendste Prozesskonzept am Markt.

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Der von der EU beschlossene Green Deal sieht CO2-Neutralität in der EU bis 2050 vor, und bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um 55 Prozent reduziert sein, gemessen an den Emissionswerten von 1990.

Ein weiterer Faktor ist, den Wasserverbrauch in der Papierherstellung zu minimieren. Hier haben wir in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte durch die schrittweise Schließung der Produktionswasserkreisläufe erzielt. Voith und Meri haben in diesem Jahr mit AquaLine Zero ein solches zukunftsweisendes Wassermanagement-Konzept mit einem vollständig geschlossenen Wasserkreislauf vorgestellt. Dabei wird das gesamte in der Papierherstellung verwendete Wasser durch eine betriebseigene Reinigungsanlage mit modernster Aufbereitungstechnik gereinigt und ressourcenschonend als Kreislaufwasser wieder in die Produktion eingespeist. So wird kein Prozesswasser aus der Papierfabrik abgeleitet und der tatsächliche Frischwasserverbrauch reduziert sich pro Kilogramm produziertem Papier auf nur noch etwa 1,5 Liter.

Die Dekarbonisierung wird die Papierherstellung und auch weitere Industrien in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vor große Herausforderungen stellen. Der von der EU beschlossene Green Deal sieht CO2-Neutralität in der EU bis 2050 vor, und bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um 55 Prozent reduziert sein, gemessen an den Emissionswerten von 1990. Um die ambitionierten CO2-Reduktionsziele in der Papierindustrie zu erreichen, werden neben der Weiterentwicklung bestehender Technologien auch bahnbrechende Ansätze und Konzepte benötigt. Die Entwicklung und Umsetzung dieser Konzepte und Technologien sind Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie bei Voith. Alle Faktoren sind natürlich auch vor dem Hintergrund hohen Kostendrucks auf die Papierherstellung zu sehen.

Bestehen regionale Unterschiede?

Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung, und damit einhergehend die Veränderungen in unserer Branche, sind globale Entwicklungen. So hat auch die chinesische Regierung das Ziel ausgerufen, bis 2060 CO2-neutral zu sein, und die USA sind unter neuer politischer Führung wieder dem Pariser Klimaabkommen beigetreten. Am weitesten vorangeschritten sind diese Entwicklungen hin zu einer nachhaltigen Bioökonomie jedoch in Europa.

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Die chinesische Regierung hat das Ziel ausgerufen, bis 2060 CO2-neutral zu sein, und die USA sind unter neuer politischer Führung wieder dem Pariser Klimaabkommen beigetreten.

Voith Papers Nachhaltigkeitsprogramm.

Papermaking for Life.

Impulsgeber für Innovationen zur nachhaltigen Papierherstellung

Impulsgeber für Innovationen zur nachhaltigen Papierherstellung

Bereits jetzt

  • Null Abwasser mit dem AquaLine-Wassermanagementkonzept
  • Erstklassige Leistung: bis zu 20 % Einsparungen bei Energie, Fasern und Wasser durch effizientere Produkte und digitale Lösungen
  • Starker Fokus auf Nachhaltigkeit und Effizienz bei allen F&E-Projekten
  • Impulsgeber in mehreren industriellen Initiativen

Bis 2030

  • 100 % CO2-neutrale Papierproduktion durch den Einsatz energieoptimierter Produkte, digitaler Lösungen und erneuerbarer Energien
  • Disruptive Technologien für einen völlig neuen Papierherstellungsprozess mit 90 % Wassereinsparung
  • Neue Recyclingfaserströme für 90 % Recyclingquote

Optimierung der eigenen Aktivitäten

Bereits jetzt

  • 100 % CO2-neutral: Alle Aktivitäten an den Voith-Standorten weltweit sind klimaneutral

Bis 2030

  • Ausbau der Photovoltaik, Steigerung der Energieeffizienz und Anteil erneuerbarer Energien sowie schrittweiser Abbau von Kompensationsmaßnahmen

Die Politik hat ambitionierte Ziele gesetzt, beispielsweise im Rahmen des Green Deals. Welche Erwartungen haben Sie an die Politik?

Es ist Aufgabe der Politik, klare Rahmenbedingungen zu schaffen und verlässliche Entscheidungen zu treffen, um allen Akteuren in den Märkten und entlang der Wertschöpfungskette Investitionssicherheit zu geben. Dies ist notwendig, um die Transformation zur Bioökonomie auch erfolgreich umzusetzen und dabei gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Papierproduzenten weiter zu steigern. Ein weiterer wichtiger Punkt wird die Weichenstellung für den zusätzlichen Ausbau von erneuerbaren Energien sein. In diesem Zusammenhang muss auch die notwendige Infrastruktur, wie Transportnetze und Speichersysteme, gefördert werden. Zudem sollten die Entwicklung und Markteinführung von CO2-emissionsarmen Produktionstechnologien unterstützt und beschleunigt werden.

Welche Relevanz hat das Thema Nachhaltigkeit in Ihrer Forschungs- und Entwicklungsarbeit?

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Voith hat maßgeblich an der Gründung der Modellfabrik Papier gGmbH gewirkt, und ist eines von mittlerweile 17 Partnerunternehmen aus der Papierherstellung und ihrer Zuliefererindustrie. Durch innovative und disruptive Forschungsansätze sollen 80 Prozent des Energiebedarfs im Papierherstellprozess eingespart werden.
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Mit Blick auf eine weitere Schließung der Materialkreisläufe engagiert sich Voith in einer weiteren industrieübergreifenden Initiative: die 4evergreen Alliance. Ziel dieser Initiative sind neue Recyclingfaserströme für eine 90 % Recyclingquote bis 2030.



Kontakt

Letzte Aktualisierung: 16.05.2022

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