18.08.2014
Interview mit Frau Frey-Keddi zum Thema "Ausbildung und Bewerbung bei Voith"
Frau Frey-Keddi, Leiterin Hochschulprogramme, betreut derzeit 83 duale Studenten von Voith in Heidenheim. Heute beantwortet sie im Interview unsere Fragen rund um das Thema Bewerbung bei Voith.
Welchen Stellenwert hat das duale Studium bei Voith?
Wir bilden seit über 100 Jahren aus. Seit 38 Jahren sind wir Partner der heutigen DHBW (früher Berufsakademie) und bieten die Möglichkeit an, bei uns im Unternehmen ein duales Studium zu durchlaufen. Die Anzahl der jährlichen Einstellungen ist bei uns in der Betriebsvereinbarung geregelt, daher kommt es zu keiner großen Einstellungsschwankung von beispielsweise in einem Jahr 30 und im nächsten Jahr lediglich 5 Einstellungen. Diese Kontinuität zeigt den hohen Stellenwert, dem wir dem dualen Studium beimessen. Wir sehen es als Investition für die Zukunft, heute bereits die Fach- und Führungskräfte von morgen auszubilden.
Wie läuft die Bewerbungssuche? (Bewerbungsfrist, Online-, Mail- oder Printbewerbung, Bewerbungsgespräch, Assessment Center, etc.)?
Unsere Bewerbungsphase in Heidenheim geht immer vom 1. Juli bis zum 30. September. Zu beachten ist, dass man sich ein Jahr im Voraus bewerben muss, d.h. wenn man seine Ausbildung in 2015 starten möchte, sollte man uns zwischen dem 1. Juli 2014 und 30. September 2014 online auf unserer Karriereseite die Bewerbungsunterlagen zusenden. Der eigentliche Auswahlprozess lässt sich bei Voith in drei Stufen zusammenfassen. Zuerst selektieren wir alle eingehenden Unterlagen nach formalen Kriterien und Noten. Die Bewerbungen, die uns besonders zusagen, werden im nächsten Schritt zu einem Online-Test in unserem Hause eingeladen, wobei sich hier der kaufmännische vom technischen Test unterscheidet. Auf diejenigen, die auch den Online-Test sehr gut bestehen, wartet ein Auswahltag, bei dem die Bewerber/innen neben einem Vorstellungsgespräch auch Aufgaben in Gruppen lösen müssen. So werden beispielsweise Eigenschaften, wie Teamfähigkeit und Strukturiertheit getestet. Zu unserem Auswahltag laden wir immer dreimal so viele Bewerber/innen ein, wie es Stellen zu besetzen gibt.
Auf was achten Sie am allermeisten, wenn Sie eine Bewerbung zum ersten Mal sehen?
Ich achte beispielsweise darauf, ob die Bewerbung persönlich auf Voith abgestimmt ist. Leider beobachten wir, dass sich durch die Einführung von Online-Bewerbungen zunehmend Fehler durch „Copy“ und „Paste“ von Adressen und Anreden unterschiedlicher Unternehmen einschleichen. Solche Fehler sind vermeidbar, indem die Bewerber/innen sorgfältig arbeiten und die Bewerbungsunterlagen von Freunden, Familie und Lehrer noch einmal gegenlesen lassen. Zudem sollte man beim Anschreiben keine Romane verfassen, sondern kurz und prägnant erklären können, warum man der richtige Kandidat ist. Ein Foto ist heutzutage keine Pflicht mehr, aber eine schöne Ergänzung und rundet die Bewerbung ab. Sollte man sich für ein Foto entscheiden, sollte ein professionelles Bewerbungsfoto vom Fotografen genommen werden, der einen gut beraten kann. Wir hatten auch schon Bewerbungen mit Urlaubsfotos vom Strand, das sollte vermieden werden.
Was ist ein absolutes No-Go?
Innerhalb der Bewerbungsgespräche und der Auswahltage fallen unangemessene Kleidung oder unentschuldigtes Zuspätkommen beispielsweise negativ auf. Zudem rate ich allen Bewerbern sich den eigenen Lebenslauf noch einmal anzuschauen und die grundlegenden Fakten von Voith zu kennen. Wenn wir in unseren Auswahltagen ein unfaires Verhalten im Umgang mit Mitbewerbern feststellen, wird dies ebenfalls nachteilig für den/die Bewerber/in bewertet.
Wie kann man Sie überzeugen? Welche Anforderungen stellen Sie und wie wichtig sind Schulnoten?
Uns ist ein guter Schulabschluss wichtig. Allerdings kann man anhand unseres mehrstufigen Auswahlprozesses erkennen, dass Noten alleine nicht ausschlaggebend sind. Das Wissen, das in der Schule erworben wird, bildet die Grundlage, auf die eine erfolgreiche duale Ausbildung aufbaut. Wir legen darüber hinaus Wert auf die persönliche Qualifikation der Bewerber/innen. So sind beispielsweise ehrenamtliches Engagement, Zusatzqualifikationen, die man sich neben der Schule aneignet, oder auch Ferienjobs, ein Zeichen von Engagement und fallen daher positiv auf.
Nehmen wir an, der oder die Bewerber/in hat es geschafft.
Was erwartet einen Schüler, wenn er in ihr Unternehmen kommt? Wie helfen Sie den Schülern die erste Phase im Arbeitsleben zu meistern?
Am Anfang des dualen Studiums bei Voith gibt es eine Orientierungswoche, in der den dualen Studenten/innen in Vorträgen unsere Werte oder unser Nachhaltigkeitskonzept erklärt werden. Außerdem gibt es eine Werksführung und die dualen Studenten/innen haben die Möglichkeit an einem Seminar zu Zeitmanagement teilzunehmen. In der ersten Woche werden wir ebenfalls den Ablauf der nächsten drei Jahre besprechen und dabei organisatorische Fragen klären, wie wir beispielsweise den Übergang von der Praxis in den Theorieteil gestalten.
Was erwarten Sie dafür vom Schüler für ihr Unternehmen?
Wir erwarten von unseren dualen Studenten/innen, dass sie fleißig und engagiert bei der Sache sind. Denn nur so können sie das straffe Studium meistern. Darüber hinaus sind für uns Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit Eigenschaften, die wir voraussetzen. Neben Organisationsgeschick und einem selbstsicheren Auftreten ist es uns ebenfalls wichtig, dass unsere Werte, wie beispielsweise Kollegialität und Offenheit, gelebt werden.
Welche Art der Weiterbildung, Unterstützung oder Teambildungsmaßnahmen bieten Sie während der Ausbildung an (Seminare, sportliche Aktivitäten, Zuschuss zu den Fahrtkosten, etc)?
Während der Ausbildung bieten wir verschiedene Seminare an, beispielsweise zu IT-Themen oder auch zu Englisch, Controlling oder den Produktwelten von Voith. Unsere dualen Studenten/innen werden zudem großzügig finanziell unterstützt, wenn sie m Rahmen des dualen Studiums ins Ausland gehen. Dies können sie sowohl in der Praxis -, als auch in der Theoriephase machen. Einmal im Jahr findet zusätzlich für alle dualen Studenten/innen unterschiedlicher Jahrgänge ein Workshop statt, der es ermöglicht sich untereinander auszutauschen und Erfahrungen weiterzugeben. Um den Übergang von der Theorie- in die Praxisphase leichter zu gestalten, erscheint viermal im Jahr ein Newsletter, der sich nur an unsere dualen Studenten/innen richtet und sie über die neusten Entwicklungen im Unternehmen informiert. So sind sie immer auf dem neuesten Stand und können sich auch während der Theoriephase einen Überblick über die aktuellen Themen und Ereignisse bei Voith verschaffen.
Wie gut sind die Chancen, nach der Ausbildung übernommen zu werden?
Ab Herbst 2015 bieten wir eine unbefristete Übernahme. Jedoch planen auch gut ein Drittel unserer dualen Studenten/innen weiterzumachen und beginnen ein Masterstudium.
Zum Abschluss noch ein persönlicher Tipp von Ihnen für die zukünftigen Bewerber?
Wenn Sie Fragen haben und Sie sich beispielsweise entschließen telefonisch mit uns in Verbindung zu setzen, trauen Sie sich ruhig selber den Hörer in die Hand zu nehmen.
Vielen Dank für das Interview!