Geschichten aus der Welt des Papiers

Von Elefanten, Kängurus und Elchen

25.06.2014 - Papier aus Mist: Ob als profitables Geschäft oder für den Tierschutz – in verschiedenen Teilen der Welt wird aus den Hinterlassenschaften großer Pflanzenfresser auf vorindustrielle Weise Papier gemacht. Begonnen hat alles 2001 in Thailand, wo traditionell kein Mangel an Elefantenkot herrscht.

In der nördlich von Bangkok gelegenen Elefantenstation von Lampang leben vierzig Dickhäuter, von denen jeder täglich 200 Kilogramm Grünzeug frisst. Ein Viertel davon fällt unverdaut als unappetitliches Häuflein auf den Erdboden zurück. Zusammen produzieren die Elefanten von Lampang bis zu zwei Tonnen Dung am Tag, was mit der Zeit zu einem ernstzunehmenden Problem führte. Auf der Suche nach einer Lösung kamen thailändische Wissenschaftler dann auf die Idee, aus dem Elefantenmist Geschenkpapier herzustellen.
Nehmen, was übrig bleibt. Elefanten und andere Pflanzenfresser haben eine Gemeinsamkeit, die sie über Kontinente hinweg verbindet – sie verdauen nur einen relativ geringen Teil ihrer Nahrung. Rund die Hälfte der gefressenen Bambusblätter und Gräser kommt unverdaut wieder ans Tageslicht – Faserstoff, der sich mithilfe einiger Aufbereitungsmaßnahmen zur Papierherstellung eignet. Daraus werden dann verschiedene, farbenfrohe Geschenkartikel gemacht, die nicht stinken, absolut bakterienfrei sind und mittlerweile auch nach Europa exportiert werden.
Junge Tradition. Der Herstellungsprozess leitet sich von traditionellen Methoden des Papiermachens ab. Der Elefantenmist wird eingesammelt und in großen Stahlfässern erhitzt, um Bakterien abzutöten. In einer Wanne wird der dabei entstehende Faserbrei mit Wasser aufgefüllt und so lange gerührt, bis nur noch kleinste Fasern erkennbar sind. Weil aber niemand braunes Papier haben möchte, schüttet man Baumrinde, Zimt oder Reishalme in die Masse, um sie zu färben. Es entsteht eine knetartige Substanz, in die ein feinmaschiges Sieb gelegt wird, das sich gleichmäßig füllt. Das Ganze stellt man dann zum Trocknen in die Sonne. Das Ergebnis ist ein Blatt, dessen Beschaffenheit an Raufaserpapier erinnert und für Geschenkpapier oder Briefumschläge verwendet werden kann. Ein Elefant kann pro Tag den Rohstoff für bis zu 200 Blatt Papier „produzieren“. Die fertigen Produkte werden von Thailand aus durch die Firma PooPooPaper in alle Welt exportiert. Mittlerweile zieht PooPooPaper bei Chiang Mai in Nordthailand sogar selbst Elefanten auf und stellt aus deren Mist Papier her.
Braun ist das neue Grün. Was in Thailand funktioniert, klappt auch anderswo. Seit den ersten Experimenten in Lampang hat sich die Verwendung von Dung zur Papierherstellung auf der ganzen Welt verbreitet. Im Herzen von Sri Lanka hat sich das Projekt Eco Maximus den Artenschutz auf die Fahne geschrieben. Zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Elefanten werden hier in einer Papierfabrik nahe einer Elefanten-Aufzuchtstation jeden Tag zwei Tonnen Elefantendung zu Notizbüchern, Postkarten und Briefpapierboxen verarbeitet. 90% davon werden nach Europa verschifft, alle Einnahmen kommen dem Artenschutzprojekt zugute. Das umweltfreundliche Prinzip hat weltweit Nachahmer gefunden: In China hat man die Hinterlassenschaften des Pandabären für die Papierherstellung entdeckt und in Australien wird verwendet, was die Kängurus fallen lassen. Aber auch Tiere in nördlichen Breitengraden eignen sich als Rohstofflieferanten, zum Beispiele Elche in Kanada oder Skandinavien. Und in Deutschland hat eine Papiertechnologin erfolgreich Papier aus Pferdeäpfeln hergestellt.//
Quellen:

Greenpeace (2006): http://www.greenpeace-magazin.de/magazin/archiv/3-06/elefantenschutz/

Der Spiegel (2001): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/recycling-forscher-gewinnen-papier-aus-elefantendreck-a-137796.html

GEO (2005): http://www.geo.de/GEOlino/nachrichten/papier-aus-kaengurumist-170205-3479.html

Reuters (2014): http://uk.reuters.com/video/2014/04/29/elephant-dung-recycled-into-poo-paper?videoId=312772257

NBC News (2005): http://www.nbcnews.com/id/6974584/ns/us_news-environment/t/recyclings-next-frontier-poop-paper/

Poo Poo Paper (2006): http://www.poopoopaper.com/