CargoFlex Hybrid:
Verbindet die Zukunft, beherrscht die Gegenwart.
Die Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) nimmt Fahrt auf. Derzeit bereitet Europeʼs Rail Joint Undertaking (EU-Rail) eine intensive Erprobungsphase vor, bei der 100 Testzüge, sogenannte Pioneer DAC Trains (PDT), mit der DAK ausgestattet und im Bahnverkehr in Europa unterwegs sein werden, um zwei Jahre lang Praxiserfahrungen im echten Betrieb sammeln. Für die Teilnahme am geförderten Testprogramm können sich Bahnunternehmen sowie Betreiber und Halter von Lokomotiven proaktiv bewerben.
Nach der Testphase koordiniert EU-Rail mit dem European DAC Delivery Programme (EDDP) den Rollout der Technik. Betreiber von Güterzügen können sich auch unabhängig von den Pioneer DAC Trains bereits heute auf die Umstellung vorbereiten. Mit der CargoFlex Hybrid bietet Voith Turbo eine fertig entwickelte Kupplung für Lokomotiven, die zusätzlich mit dem bisherigen System kompatibel ist. Neben dem Einbau der Kupplung übernimmt Voith Turbo auch die vorbereitenden Maßnahmen wie Machbarkeitsanalysen und Unterstützung bei der Zulassung von Loks. Damit gewinnen Kunden Flexibilität und können die Zeit selbstbestimmt nutzen, bis der europäische Schienengüterverkehr flächendeckend auf die DAK umstellt.
Auf eine DAK-Umrüstung warten bis 2030 europaweit potenziell:
Experten von Voith Turbo führen notwendige Migrationsanalysen durch, unterstützen intensiv – und verschaffen Betreibern Vorsprung.
Die CargoFlex Hybrid ermöglicht Betreibern eine sukzessive Umrüstung auf DAK. Mit ihr ist das Kuppeln mit Zughaken sowie automatisches Kuppeln möglich, da der Kopf je nach Bedarf in Automatikstellung oder manuelle Stellung gebracht werden kann.
Zur Markteinführung der CargoFlex Hybrid stehen Experten von Voith Turbo Rede und Antwort:
Thomas Spill,
Director Technical Service Rail am Standort Kiel, Voith Turbo
Markus Ilg,
Senior Sales Manager und Head of Service Freight Couplers, Voith Turbo
Mit der CargoFlex Hybrid für Lokomotiven bietet Voith eine Übergangslösung für die Umstellung auf die DAK an. Was hat es damit auf sich?
Markus Ilg: Die Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung ist ein europäisches Großprojekt. Auch wenn letzte Details noch offen sind – vor allem, was den genauen Zeitpunkt und die Vorgehensweise der Umstellung betrifft –, versetzen wir mit der CargoFlex Hybrid Bahnunternehmen und weitere Betreiber von Güterzügen in die Lage, bereits jetzt aktiv zu werden. Wie der Name schon sagt, kann mit der CargoFlex Hybridkupplung weiterhin wie gewohnt gekuppelt werden, Betreiber sind aber auch in der Lage, andere Schienenfahrzeuge mit dem Scharfenberg-Typ-10-System zu kuppeln. Damit können Eisenbahnunternehmen erste Erfahrungen mit der DAK sammeln und neue Prozesse in ihrem Betriebsablauf testen. Sie verschaffen sich also Flexibilität und gewinnen Zeit. Auch Kunden, die sich für einen der etwa 100 Pioneer DAC Trains bewerben wollen, sind mit der Hybridkupplung perfekt aufgestellt.
Coming soon:
Groß angelegter DAK-Praxistest mit 100 Zügen
Das Europeʼs Rail Joint Undertaking (EU-Rail) Flagship Project 5 – TRANS4M-R koordiniert den Weg zur Marktreife der DAK in der EU. In einem vorgelagerten Projekt erreichte die CargoFlex von Voith Turbo die höchste Punktzahl und trug somit einen wesentlichen Teil zur Entscheidung des zukünftigen Standards für den Kupplungskopf bei. Der aktuelle Entwicklungsstand der Digitalen Automatischen Kupplung – darunter die CargoFlex von Voith Turbo – wird derzeit im Flagship Project 5 TRANS4M-R getestet und erprobt.
Aktuell sind Güterzugbetreiber aufgerufen, sich für den Betrieb eines von etwa 100 Testzügen zu bewerben, die zwei Jahre lang im echten Praxiseinsatz letzte Erfahrungen vor der europaweiten Einführung gewinnen. Die Projektteilnahme wird von der EU gefördert.
Wenn Sie sich für die Teilnahme an einem Pioneer DAC Train bewerben möchten, senden Sie eine Mail an info-DAC@rail-research.europa.eu
Sie empfehlen Ihren Kunden die zeitnahe Umrüstung von Lokomotiven. Warum ist die neue Lösung hier besonders relevant?
Thomas Spill: Die Umrüstung der Lokomotiven ist aus unserer Sicht der Startpunkt der Migration, wie das Projekt der Umstellung auf die neuen Digitalen Automatischen Kupplungen auch bezeichnet wird. Es beginnt mit den Fahrzeugen, die alles bewegen. Die zuständigen europäischen Gremien diskutieren zwar noch, wie die Umstellung genau ablaufen soll. Es wird jedoch höchstwahrscheinlich einen längeren Zeitraum geben, in dem alle 450.000 Güterwagen sowie etwa 23.000 Lokomotiven, die in Europa unterwegs sind, auf die DAK umgerüstet werden.
Je früher Betreiber von Güterzügen sich mit der DAK und ihrer Umstellung befassen, desto besser ist es für sie. So gehen sie vorbereitet in die Phase, in der es zu einem gemischten Betrieb von Wagen mit alten Kupplungen und solchen mit DAK kommt. Wer seine Lokomotiven weiter nutzen und flexibel einsetzen will, braucht ein System, das mit beiden Technologien kompatibel ist. Das bietet die CargoFlex Hybridkupplung. Sie verbleibt übrigens dauerhaft an der Lokomotive oder auch an den Güterwagen, es muss also nicht nochmals investiert werden, nachdem die Umstellung auf die DAK flächendeckend abgeschlossen sein wird.
Welche Schritte umfasst die Integration der Hybridkupplung neben der Montage des Bauteils?
Markus Ilg: Es beginnt mit dem Interesse und einer Anfrage im Vertrieb von Voith Turbo bzw. direkt im Kompetenzzentrum für Lokomotiven am Standort in Kiel. Dort prüfen unsere Bahnexperten gemeinsam mit dem Kunden den Loktyp und die vorhandenen Dokumente. Je nach Modell nimmt einer unserer Techniker zusätzlich vor Ort das Fahrzeug in Augenschein. Danach führen wir eine Machbarkeitsanalyse durch und erstellen ein detailliertes Angebot. Die Montage der Kupplungen erfolgt anschließend in Kiel oder an einem weiteren Voith Standort.
Thomas Spill: Voith Turbo liefert und montiert Digitale Automatische Kupplungen nicht nur, unsere Experten kümmern sich auch um die Änderung des Fahrzeugs selbst. Denn eine bedeutende Aufgabe im Migrationsprozess zur CargoFlex Hybrid ist die Aufrechterhaltung der Zulassung. In diesem Bereich hat Voith Turbo als ehemaliger Hersteller von Lokomotiven über mehrere Jahrzehnte große Kompetenz aufgebaut, von der unsere Kunden profitieren können. Neben der handwerklichen Integration gilt es, die Änderungen am Fahrzeug zu bewerten und den Nachweis für die Verkehrssicherheit zu erbringen. Schließlich besitzt jede der Lokomotiven nur eine Zulassung ohne DAK. Wir unterstützen dabei, den Änderungsprozess mit den Behörden erfolgreich zu durchlaufen. Unsere Kunden sparen dadurch Zeit und haben hohe Prozesssicherheit.
Was zeichnet das Kompetenzzentrum für Lokomotiven von Voith Turbo aus?
Thomas Spill: In Kiel greift unser kompetentes und erfahrenes Team auf eine erstklassige Eisenbahn-Infrastruktur zu. Wir haben einen Gleisanschluss ans öffentliche Bahnnetz und können Fahrzeuge einfach zuführen und in unserer Werkstatt aufnehmen. In den Hallen können wir Lokomotiven von Gruben aus inspizieren und sie vollständig anheben. Dadurch ist für beste Zugänglichkeit und optimale Arbeitsbedingungen gesorgt.
Markus Ilg: Stichwort Kompetenzzentrum: Die Bahn-Expertise von Voith Turbo wird regelmäßig überprüft. Neben sämtlichen notwendigen Zertifizierungen im Bahnbereich sind wir auch ein zertifiziertes Serviceunternehmen für Instandhaltungstätigkeiten an Schienenfahrzeugen gemäß der EU-Verordnung Entity in Charge of Maintenance (ECM). Sie regelt, wie Service an Schienenfahrzeugen durchgeführt werden muss.
Damit sind wir für alle Aufgaben rund um die Instandhaltung und Arbeiten an Schienenfahrzeugen perfekt aufgestellt.
Erstklassige Infrastruktur:
Das Kompetenzzentrum für Lokomotiven von Voith Turbo in Kiel.
Mit der DAK möchte die EU den Anteil des Gütertransports auf der Schiene signifikant erhöhen. Was bewirkt die neue Technik über das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen hinaus?
Markus Ilg: Neben der Nachhaltigkeit und dem wichtigen Thema Reduktion von CO2 geht es bei der Technologie auch stark um Effizienz. Es wird ein neuer, wesentlich schnellerer Prozess etabliert, was die Zusammenstellung von Güterzügen betrifft. Die Züge können größere Tonnagen befördern, da sie länger werden können, und sie können zukünftig ein breiteres Sortiment an Gütern befördern, da Strom und Daten eine Ladungsüberwachung ermöglichen.
Auch für die Arbeitssicherheit ist es ein immenses Upgrade. Bereits bei der Einführung der Scharfenberg-Kupplung im Personenverkehr durch Voith vor vielen Jahrzehnten stand Sicherheit im Vordergrund. Das manuelle Kuppeln mit schweren Zughaken und das Ausführen von Bremstests, wie Güterzüge nach wie vor zusammengestellt werden, ist harte körperliche Arbeit in einem Gefahrenbereich. Angesichts des demografischen Wandels in Europa wird es in Zukunft nicht einfacher, geeignete Bewerber für diese Tätigkeit zu finden. Mit der Umstellung auf die DAK sichern Güterzugbetreiber also auch ihre Einsatzbereitschaft und schützen ihr Geschäftsmodell.
Thomas Spill: Die Eisenbahn ist ohne Zweifel ein Fortbewegungsmittel, das Güter ökologisch vorteilhaft bewegt. Damit es konkurrenzfähig in die Zukunft steuert, ist auch der Aspekt der digitalen Mehrwerte, welche die DAK mitbringt, essenziell. Heutige Güterwagen bestehen ausschließlich aus Metall und Mechanik, sie haben keine elektrischen und digitalen Komponenten. Mit der digitalen automatischen Kupplung erfolgt nicht nur das Kuppeln automatisch, es werden bekanntermaßen auch Strom und Daten übertragen. Die Zugzusammenstellung und Wagenfolge werden digital erfasst, genauso wie das Erkennen der Vollständigkeit und der Zuglänge – die sogenannte Zugintegritätsprüfung. Diese Digitalisierung und die damit verbundenen Mehrwerte und Effizienzsteigerungen im Schienengüterverkehr sind aus meiner Sicht ein zentraler Beitrag für eine erfolgreiche Zukunft des Schienengüterverkehrs.